Schweiz

Neue SBB-Überwachungspläne sind «erhebliches Risiko» für Reisende

Bahnhof-Kameras

Neue SBB-Überwachungspläne sind «erhebliches Risiko» für Reisende

16.02.2023, 11:14 Uhr
· Online seit 16.02.2023, 08:13 Uhr
Ab Herbst 2023 wollen die SBB die Überwachung der Reisenden in Schweizer Bahnhöfen massiv ausbauen. Der Bahnkonzern plant, ein Kamerasystem zu installieren, das neben den Personenströmen auch das individuelle Kaufverhalten erfasst. Das widerspricht dem Datenschutz.
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Bereits heute filmen die SBB mit über 700 Kameras die Passantenströme in den Bahnhöfen. Die neuen Kameras sollen aber auch Gesichtserfassung umfassen und mit speziellen Programmen die Bewegungen aller Bahnhofbesucher auswerten. Durch die Verknüpfung der Bewegungsdaten mit Daten aus anderen Quellen könne dann Auskunft über das Verhalten von Bahnhofsbesuchen gegeben werden.

Publik gemacht hat die Überwachungspläne die Konsumentenzeitschrift «K-Tipp». Grundlage ist eine Ausschreibung der SBB. Für das Projekt wird vom Lieferanten verlangt, unter anderem Daten zu Alter, Geschlecht, Grösse, Gepäck, Kundenverhalten und Ausgaben in den Läden zu erfassen und auszuwerten.

Ziel: mehr Geld von den Bahnhofsläden

Das Ziel der Überwachung formulieren die SBB in ihren Papieren so: Die «Abschöpfungsrate» pro Reisenden soll erhöht werden. Denn je mehr Umsatz die Ladenbetreiber im Bahnhof machen, desto mehr Miete müssen sie den SBB zahlen.

Erstmals soll das neue System am Bahnhof Schaffhausen zum Einsatz kommen. Anschliessend sei ein Endausbau in bis zu 57 Bahnhöfen geplant. Abrufen könnten die aufgezeichneten und in einer Microsoft-Cloud gespeicherten Daten dann nicht nur Mitarbeitende der SBB-Immobilien, auch die Betreiber von Bahnhofsläden hätten gemäss Ausschreibung Zugriff.

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Ausschreibung nicht im Einklang mit Schweizer Datenschutz

Die Bahn schreibt ihren Lieferanten vor, dass sie die erfassten Daten anonymisieren müssen, um das Datenschutzgesetz einzuhalten. Weder seien dadurch Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich, noch würden die Daten zum Einkaufsverhalten mit dem Swisspass verknüpft, schreibt das Unternehmen auf Anfrage des K-Tipp.

Doch diese Aussagen stehen laut Artikel im Widerspruch mit den Angaben in der Ausschreibung. Darin verlangen die SBB von den Kamerabetreibern nämlich explizit eine «eindeutige Identifikation der Person während des gesamten Aufenthalts im Bahnhof». Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger fordert von der Bahn deshalb ein Datenschutzkonzept. Es bestehe ein «erhebliches Risiko» für die Persönlichkeit der Passanten.

(osc)

veröffentlicht: 16. Februar 2023 08:13
aktualisiert: 16. Februar 2023 11:14
Quelle: Today-Zentralredaktion

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