Die Perlboote zählen zu den Nautiliden und lebten in der Kreidezeit vor rund 100 Millionen Jahren. Das Team um den Paläontologen Christian Klug von der Universität Zürich untersuchte nun zwei äusserst gut erhaltene fossile Perlboote. Im Libanon liessen es die Umweltbedingungen während der Kreidezeit zu, dass nicht nur die harten Schalen der Tiere konserviert wurden, sondern auch deren phosphatisierte Weichteile.
«Es dauerte wohl nur wenige Tage, bis die Weichteile fossilisiert wurden», sagte Klug gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ansonsten wären sie nämlich von Bakterien zersetzt oder von Aasfressern vertilgt worden. So gelang es den Forschenden, das Gehirn, die Augen und andere Organe nachzuweisen, wie sie im Fachmagazin «Swiss Journal of Palaeontology» berichten.
Erstmals fossile Nierensteine nachgewiesen
In den Fossilien entdeckten die Forschenden allerdings auch Strukturen, die sie zunächst keinem Organ zuweisen konnten. Der Tipp kam von dem an der Arbeit nur indirekt beteiligten Nautiliden-Experten Peter Ward, der das Manuskript der Studie begutachtete. Vor einigen Jahren hatte der US-Biologe ähnliche Strukturen bei heute noch lebenden Perlbooten beobachtet und diese als Nierensteine beschrieben. «Die in unseren Exemplaren gefundenen Strukturen sehen tatsächlich gleich aus und befinden sich am selben Ort im Körper wie diejenigen der modernen Perlboote», so Klug.
Anders als bei Menschen sind die Nierensteine bei diesen Tieren allerdings nicht krankhaft. Sie dienen vielmehr als Calcium-Speicher, den die Perlboote anzapfen, wenn sie davon besonders viel für ihren Schalenaufbau benötigen. «Unseres Wissens nach ist das der erste Nachweis von fossilen Nierensteinen überhaupt und im Speziellen bei Perlbooten», sagte der Zürcher Paläontologe.
Die Perlboote gehören zu den einzigen Überlebenden der Nautiloideen, die seit etwa 500 Millionen Jahren auf der Erde leben. Sie sind die nächsten Verwandten der Tintenfische und Ammoniten und gehören zu den ursprünglichsten Formen der Kopffüsser. Einst schwammen sie massenhaft durch die Weltmeere, wie Fossilienfunde bezeugen: Manche Gesteinsschichten bestehen zu einem grossen Teil aus ihren versteinerten Schalenresten. Heute sind jedoch die meisten Arten ausgestorben; die verbleibenden Arten sind bedroht, weil sie wegen ihrer schönen Schalen gefangen werden.
https://doi.org/10.1186/s13358-021-00229-9