Am Mittwochabend haben die Finanzmarktaufsicht Finma und die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannt gegeben, dass sie der Credit Suisse (CS) bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen werden. Bereits in der Nacht auf Donnerstag meldete die Grossbank ihren Bedarf an und leiht sich bis zu 50 Milliarden Franken von der Nationalbank.
Tagesanzeiger: «Ärgernis sondergleichen»
Für die Tamedia-Zeitung ist es ein «Ärgernis sondergleichen, dass die Credit Suisse von der Nationalbank gerettet werden muss". Trotzdem sei die Unterstützung nötig, damit sich die Bank - die eigentlich kein Liquiditätsproblem habe – aus der Abwärtsspirale befreien könne. Denn sie stecke in einer «existenzbedrohenden Vertrauenskrise, die sie selber mit einer unglaubwürdigen Kommunikation weiter anheizt». Die SNB sei mit der Unterstützung ihrem Auftrag nachgekommen, für Finanzstabilität zu sorgen. Die Politik müsse nun aber aktiv werden. Weiter solle die Finma schärfere Mittel erhalten, etwa Bussen verhängen können.
NZZ: «Operation geglückt, Patient schwach, aber vorerst stabil»
Die Operation sei geglückt, der Patient schwach, aber vorerst stabil, hiess es in der «Neuen Zürcher Zeitung». Entscheidend für das Überleben der CS sei nun das Vertrauen der Kunden. «Die Credit Suisse hat dieses Vertrauen mit ihrer Serie an Skandalen und Peinlichkeiten über die Jahre erschüttert.» Dem Vertrauensschwund habe auch die derzeitige Führung um Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und Firmenchef Ulrich Körner nichts entgegenzusetzen. «Der Credit Suisse fehlt eine Figur, die inner- und ausserhalb der Bank den Glauben an eine Wende zum Guten zurückbringen kann.»
Blick: Keine Vision vorhanden
Nach der «beruhigenden» Finanzspritze - deren Einsatz schon schlimm genug sei - sei es nun an der CS-Führung zu beweisen, dass die Unterstützung verdient sei. «Klares Auftreten, Leadership zeigen, Verantwortung übernehmen - das ist das Mindeste, was von Körner und Lehmann jetzt erwartet wird», schreibt «Blick». Dabei bezweifelt die Zeitung, dass die beiden Führungsfiguren das nötige Rüstzeug mitbringen. «Eine Vision oder konkrete Pläne, wie die verlorenen Vermögen irgendwann mal wieder zur Credit Suisse zurückfinden sollen, bringen sie nicht rüber.»
Luzerner Zeitung: Nicht zu helfen, wäre «dumm»
Die Schweiz wäre aus Reputationsgründen schlicht «dumm», eine Bank mit «Suisse» im Namen fallen zu lassen. Das schreiben die CH Media-Titel, zu der auch die «Luzerner Zeitung» gehört. Nach der UBS-Rettung 2008 könne man eine andere Grossbank mit fast 20'000 Angestellten nicht im Stich lassen. Trotzdem sei es bedauerlich, dass die SNB einschreiten müsse. «Denn eine inländische Marktlösung wäre naheliegend gewesen: dass die kerngesunde UBS die Credit Suisse übernimmt.» Das sei besser als ein Verkauf ins Ausland.
Liberté : Vertrauen kann man nicht kaufen
Auch in der Romandie bleibt die Kritik nicht aus. CS müsse ihre Lektion lernen, so die Freiburger Zeitung La Liberté. Nach Ansicht der Westschweizer Zeitung kann die Zürcher Bank nicht «lebenslang» am SNB-Tropf hängen oder ein staatliches Institut werden. "Vertrauen kann man nicht wie eine an der Börse notierte Aktie kaufen», so das Urteil.
(sda)
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