Schweiz

Pro Helvetia baut wegen Liebesbeziehung die Führungsebene um

Kultur

Pro Helvetia baut wegen Liebesbeziehung die Führungsebene um

· Online seit 01.11.2023, 16:19 Uhr
Die Kulturförderstiftung Pro Helvetia baut per sofort ihre Führungsebene um. Auslöser ist die Liebesbeziehung von Direktor Philippe Bischof zu einer Kadermitarbeiterin, die ihm direkt unterstellt war. Bischof tritt zudem zwei Jahre vor Ende seiner Mandatsdauer zurück.
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Bischof gibt die Verantwortung für den Bereich «Aussennetz und Internationales» ab, weil seine Partnerin diese Abteilung leitet. Dies gab der Stiftungsrat am Mittwoch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt. Bischof ist damit per sofort nicht mehr Vorgesetzter seiner Partnerin.

Bischof wird sein Mandat, das eigentlich bis November 2027 dauern würde, zudem frühzeitig aufgeben. Er wird Pro Helvetia nur noch bis 30. Juni 2025 leiten. Pro Helvetia hat den Auftrag, das Schweizer Kulturschaffen im In- und Ausland bekannt zu machen. Dazu verteilt die Stiftung pro Jahr rund 45 Millionen Franken Steuergelder.

Die Verantwortung für die Auslandsabteilung geht an Bischofs Stellvertreter. Bischof wiederum übernimmt im Gegenzug die Informatik. Wichtig sei gewesen, die hierarchische Beziehung zwischen den zwei Kaderleuten aufzulösen, so die Verantwortlichen.

Nicht «die Frau opfern»

Die Beziehung zwischen Bischof und der Bereichsleiterin war im Sommer bekannt geworden und hatte die Frage aufgeworfen, wie Firmen oder – wie in diesem Fall – eine öffentlich-rechtliche Stiftung mit Liebe unter Kaderleuten umgehen sollten.

Dass wie so oft «die Frau geopfert wird», also gehen muss, kam für Pro Helvetia dabei nicht in Frage. Schliesslich habe sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Die Mitarbeitenden wurden am Mittwochvormittag über die Rochade informiert.

«Mehr Zeit fürs Privatleben»

Eine langfristige Lösung soll die Rochade jedoch nicht sein. Geplant ist, dass sie nur bis Juni 2025 anhält. Auf diesen Termin will Bischof sein Amt nämlich abgeben - rund zwei Jahre früher als vorgesehen. Seine Mandatszeit würde erst im November 2027 enden.

Dieser Entscheid sei über längere Zeit gereift, sagte er. «Ich möchte klar mehr Zeit fürs Privatleben haben.» Er habe zudem so viele Jahre Kulturarbeit gemacht, es gebe noch viele andere Bereiche, die ihn ebenfalls interessieren würden.

Kein sofortiger Abgang

Ein sofortiger Abgang kam für Bischof jedoch nicht in Frage, weil sich die Kulturpolitik aktuell in einer Übergangszeit befindet. Im Dezember wird der Nachfolger von Bundesrat Alain Berset (SP) gewählt. Damit erhält das Bundesamt für Kultur einen neuen Vorsteher und Pro Helvetia einen neuen direkten Ansprechpartner.

Gleichzeitig braucht die Stiftung auf 2024 einen neuen Stiftungsratspräsidenten, weil die Amtszeit des bisherigen Präsidenten Charles Beer Ende Dezember abläuft.

Nächstes Jahr steht zudem noch die neue Kulturbotschaft auf der Traktandenliste des Parlaments. Diese ganzen Wechsel wolle er noch als Direktor miterleben, sagte Bischof. Die Suche nach seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin beginnt jedoch schon bald. Im Frühling wird die Direktions-Stelle ausgeschrieben.

(sda)

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veröffentlicht: 1. November 2023 16:19
aktualisiert: 1. November 2023 16:19
Quelle: Today-Zentralredaktion

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