Herr und Frau Schweizer verbringen die Ferien dieses Jahr im eigenen Land. Ob im Tessin, im Wallis oder im Appenzellerland: Schweizer Hotels werden dieses Jahr wohl vor allem inländische Gäste begrüssen.
Die Hotels haben in der Regel mehr zu bieten, als dass sie auf Plattformen stellen
Ein Vergleich von FM1Today zeigt, dass es sich lohnt, in die Hotelbuchung Zeit zu investieren. Bucht man beispielsweise ein Zimmer im Hotel Einstein in St.Gallen, bezahlt man über Buchungsportale wie Booking oder hotels.com ungefähr dasselbe, wie wenn man direkt beim Hotel bucht. Bei der Kartause Ittingen sind die Zimmer auf sämtlichen Onlineportalen etwas teurer als auf der Seite des Hotels.
Das Zimmer im Hof Weissbad erscheint auf den ersten Blick auf Online-Buchungsportalen deutlich günstiger als Direktbuchungen bei den Hotels. Schaut man aber genauer hin, sieht man, dass im Zimmerpreis auf der Seite des Hotels ein Abendessen mit vier Gängen für zwei Personen enthalten ist, was bei der Online-Buchung fehlt. «Oftmals haben die Hotels, wenn man auf ihre Websites geht, mehr zu bieten, als was man auf den Onlineportalen findet», sagt Thomas Allemann, Leiter Account Management bei Hotelleriesuisse.
Wer allerdings oft in die Ferien geht, erhält auf Onlineportalen eine Übersicht über getätigte Reisen und hat alle seine Buchungen im Überblick. Viele Onlineportal vergeben ausserdem Treuerabatte, wenn man regelmässig bucht. So haben auch die Online-Buchungsportale durch ihre Grösse und Internationalität einen Vorteil. Für eine Stellungnahme war leider keines der grösseren Portale erreichbar.
«Die Buchungsplattformen haben aber keine Affinität zur Schweiz und bieten nur standardisierte Angebote», sagt Allemann. Wer direkt beim Hotel bucht, kann sich hingegen ein für seine Wünsche optimales Zimmer aussuchen, beispielsweise mit Balkon oder Seesicht. Eine Plattform für Schweizer Hotels bietet eine Übersicht an möglichen Hotels.
«Hoteliers geben gerne Tipps»
Viele Hotels haben sich für diesen speziellen Sommer Spezialangebote für die Schweizer Gäste ausgedacht. Die von der Coronakrise stark betroffene Hotellerie freut sich auf einen Sommer mit Schweizer Gästen.
«Die Hoteliers geben sicherlich gerne Tipps im Vorfeld, welche Ausflüge man unternehmen kann», sagt Allemann. Auch das sei bei einer Buchung über eine Plattform aber nicht möglich, da der Hotelier in diesem Fall keine Kontaktdaten der Gäste hat.
Nicht nur für die Gäste ist es ein spezieller Sommer, sondern auch für die Hoteliers, welche einem strikten Schutzkonzept folgen müssen. «Die Reinigung der Zimmer ist dieses Jahr sicherlich ein grösserer Aufwand als sonst. Durch das Schutzkonzept entsteht nebst finanziellen Kosten auch ein grösserer Personalaufwand.» Das Zimmer wird deshalb aber nicht teurer, einen Covid-Aufschlag soll es nicht geben.
Alleine auf der Kapellbrücke stehen oder am Creux du Van entlanglaufen
Die Hotels in der Schweiz sind grundsätzlich immer auf Gäste aus der Schweiz angewiesen, dieses Jahr trifft das aufgrund des Ausbleibens der Gäste aus dem fernen Ausland aber noch viel mehr zu. «Das ist für den Schweizer Gast allerdings eine sehr grosse Chance, ich glaube, er wird selten so freundlich und gut behandelt wie dieses Jahr», sagt Allemann. Viele Beschäftigte haben dieses Jahr extra viel Zeit für ihre Gäste, weil sie wohl nicht alle Zimmer vergeben werden.
Ausserdem bietet sich die Möglichkeit, Schweizer Hotspots einmal ganz ungestört von asiatischen oder amerikanischen Touristengruppen zu entdecken. «Der Schweizer Gast hat dieses Jahr eigentlich eine Garantie, dass er an Touristen-Hotspots ungestört bleibt.» Gut möglich also, dass man dieses Jahr die Luzerner Kapellbrücke, ein Schiff auf dem Vierwaldstättersee, die Felswand am Creux du Van oder die Sicht auf den St.Moritzersee ganz für sich hat.
Das Wegbleiben der zahlungsbereiten und wohlhabenden Gäste soll durch die Schweizer wenigstens teilweise kompensiert werden. «Ich glaube, dass der Schweizer Gast sehr konsumfreudig ist. Wenn er in der Schweiz Ferien macht, dann hat er nur kleine Reisekosten und sein Ferienbudget vor Ort ist entsprechend grösser.»
«Entdeckt eine neue Schweizer Stadt!»
Einige Schweizer Ferienregionen spüren diesen Trend zu Ferien in der Schweiz bereits stark. «Regionen, die bereits auf Schweizer Gäste fokussiert sind, wie beispielsweise Graubünden, sind bereits gut ausgelastet, vor allem während den Schulferien», sagt Allemann.
Mehr zu kämpfen haben die Schweizer Städte. «Hier bleibt der Geschäftstourismus aufgrund ausfallender Messen, Kongressen und internationalen Meetings aus. Entsprechend ist die Auslastung der Hotels nur bei rund 15 Prozent.» Deshalb ruft Allemann auf: «Geht nicht nur in die Ferienregionen, sondern entdeckt eine neue Schweizer Stadt.»
Bei Buchungen via Plattformen geht das Geld ins Ausland
An den Buchungen auf Plattformen wie Trivago, Booking oder ebookers ist vor allem problematisch, dass ein grosser Teil des Zimmerpreises an die Plattform abgegeben werden muss. «Zwölf bis 15 Prozent, manchmal sogar bis 50 Prozent des Zimmerpreises wird von den Plattformen als Kommission eingezogen», sagt Allemann. Die Plattformen haben ihre Sitze meist in Deutschland, Holland oder den USA, das Geld, das Schweizer an Schweizer Hotels zahlen, geht also direkt ins Ausland.
National- und Ständerat haben bereits 2017 entschieden, dass die Best-Preis-Garantie von Buchungsplattformen gesetzlich verboten werden soll. Hotels sollen Zimmer also zu einem tieferen Preis als die Online-Buchungsportale anbieten können, was zurzeit noch verboten ist.
Der Bundesrat wäre nun in der Pflicht, eine solche gesetzliche Grundlage auszuarbeiten, dies wurde bis anhin allerdings noch nicht gemacht. «Wir haben bereits viele Gespräche geführt und hoffen, dass endlich Taten folgen. Das schlimmste wäre, wenn das Geschäft verjährt», sagt Allemann.