Schweiz

St.Gallerin wird auf Tutti beinahe abgezockt und schaltet Polizei ein

Möbelverkauf

St.Gallerin merkt Abzocke in letzter Sekunde

14.07.2020, 14:18 Uhr
· Online seit 14.07.2020, 05:47 Uhr
Statt Geld mit dem Verkauf ihres Kleiderschranks zu verdienen, wäre eine Leserreporterin beinahe um 500 Franken ärmer geworden. Solche Betrugsversuche gibt es immer wieder, in der Corona-Zeit hat sich die Problematik gar verschärft.
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Das alte Snowboard, die Polstergruppe vom Gästezimmer oder die Handtasche, die nur noch vor sich hinstaubt. Viele haben den Lockdown genutzt, um zu Hause aufzuräumen und den einen oder anderen Gegenstand auszumisten. Umso ärgerlicher, wenn sich jemand diesen Tatendrang zunutze macht und einen über den Tisch ziehen will.

«Ich habe kürzlich auf verschiedenen Plattformen ein Inserat geschaltet, um meinen Kleiderschrank zu verkaufen», sagt eine Leserreporterin aus St.Gallen gegenüber FM1Today. Schnell meldete sich über die Verkaufsplattform Tutti eine vermeintliche Interessentin. «Sie meinte, sie werde mir den Betrag von 850 Franken über Paypal überweisen und ein Zügelteam hole den Schrank ab.»

1400 statt 850 Franken überwiesen

Die Leserin gab ihre E-Mail-Adresse an. Diese genügt für eine Paypal-Zahlung. «Ich habe dann eine E-Mail von Paypal erhalten, in der stand, die Interessentin habe mir gleich 1400 Franken überwiesen.» 850 für den Schrank selbst, 500 Franken für das Transportunternehmen und 50 Franken für die Banküberweisungsgebühr. «Es hiess, ich müsse der Zügelfirma nun möglichst schnell die 500 Franken überweisen, damit der Artikel abgeholt werden könne.»

Diese Forderung machte die Leserreporterin stutzig. Es erschien ihr auch komisch, dass die E-Mail im Spam-Ordner landete – beim Registrieren beim Bezahldienst waren die E-Mails im gewöhnlichen Posteingang angekommen. Auf Paypal wurde die Überweisung nicht angezeigt. «Das konnte sich nur um einen Betrugsversuch handeln. Ich meldete den Fall bei Tutti und der Polizei.» Die Nutzerin ist inzwischen gesperrt worden, die St.Galler Kriminalpolizei hat den Fall in ihrem Journal vermerkt.

Problematik durch Corona begünstigt

Tutti ist das Problem bekannt, wie eine Sprecherin auf Anfrage von FM1Today angibt. «Leider fällt pro Woche eine Handvoll User diesen Betrugsfällen zum Opfer.» Die oben erwähnte Strategie mit dem Käuferbetrug komme aktuell am häufigsten vor. Corona habe zu einer Zunahme der Fälle geführt: «Wir haben bemerkt, dass gesundheitliche Bedenken, welche ein Ausweichen auf den Postweg nach sich ziehen, die Anzahl betrogener Nutzer erhöht hat.» Die Strategien seien jedoch «ständig im Wandel».

Damit es gar nicht erst zum Betrug kommt, werden verdächtige Inserate und Kontaktaufnahmen auf Tutti täglich überprüft und entfernt. Ist es bereits zu spät und der Artikel versandt, soll der Nutzer «so rasch wie möglich Anzeige bei der Polizei erstatten». So kann der Nutzer ausfindig gemacht oder zumindest gesperrt werden.

«Die Leute genieren sich»

Bei der St.Galler Kantonspolizei werden monatlich rund zwei Betrugsfälle dieser Art auf Tutti.ch gemeldet. «Die Dunkelziffer dürfte aber um einiges höher sein», sagt Sprecher Pascal Häderli. «Viele Leute genieren sich, wenn sie melden müssen, dass sie auf eine solche Masche reingefallen sind.»

veröffentlicht: 14. Juli 2020 05:47
aktualisiert: 14. Juli 2020 14:18
Quelle: FM1Today

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