Umfrage zur Gleichstellung in der Schweiz: Männer halten sie für erreicht, Frauen nicht

Frauen hätten den Stand der Gleichstellung deutlich kritischer als Männer beurteilt, heisst in einer Mitteilung der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbauftragten (SKG) und Sotomo. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern hätten sich nicht nur bei der Einschätzung der Gleichstellung gezeigt, sondern auch bei der Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie bei Diskriminierungs- und Übergriffserfahrungen.

Gleichstellung: Frauen und Männer sind komplett unterschiedlicher Meinung

Die Mehrheit der befragten Frauen habe sich dahingehend geäussert, dass hinsichtlich Lohngleichheit, Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie, Karrieremöglichkeiten und Aufteilung der Hausarbeit noch keine Gleichstellung herrsche. Dies hätten die Männer der Generation Z, also die Jahrgänge 1997 bis 2007, anders gesehen. Sie würden den Stand der Gleichstellung in diesen Punkten deutlich weniger kritisch als die Frauen ihrer Generation und als Männer älterer Generationen sehen.

Diversity interessiert Frauen, Belästigung kennen alle

Forderungen zur Stärkung der LGBTIQ+-Community fänden vorwiegend bei Frauen Zustimmung, am wenigsten Zustimmung finde ein nicht binäres Geschlechts-Konzept bei jungen Männern. Geht es jedoch um sexuelle Belästigung, ist die mediale Debatte für Männer und Frauen wichtig. 7 von 10 Befragten gaben an, dass diese in ihrem Leben eine Veränderung ausgelöst hat, also etwa mehr Verständnis für Betroffene oder die Reflexion des eigenen Verhaltens gefördert hat. Trotzdem geben mehr als 4 von 5 Frauen an, bereits übergriffige Situationen erlebt zu haben. Und auch bei den Männern ist Belästigung nichts Unbekanntes: Jeder zweite befragte Mann wurde schon einmal mit einer solchen Situation konfrontiert. Während sich Frauen dabei jedoch lieber zurückziehen und den Ort des Geschehens verlassen, geschieht das bei Männern viel seltener.

Vereinbarkeit von Familie und Arbeit bleibt ein Thema

Geht es um die Aufteilung von Kinderbetreuung und Arbeit, sind viele der Meinung, dass Eltern mit der aktuellen Situation unzufrieden sind. Folglich unterstützt auch eine Mehrheit politische Forderungen zur Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie. 91 Prozent sind beispielsweise für flexible Arbeitsmodelle und 76 Prozent befürworten eine flexibel aufteilbare Elternzeit. Auch das Aufstocken von Krippenplätzen und ein längerer Vaterschaftsurlaub stossen auf breite Zustimmung, insbesondere bei der Generation Z.

Die repräsentative Online-Befragung erfolgte durch Sotomo im Oktober 2023 im Auftrag der SKG. Befragt wurden 2500 Menschen aus der gesamten Schweiz.

(sda/vro)