Dolmetscher, die für den Bund arbeiten, sollen eritreische Flüchtlinge in der Schweiz bespitzeln. Die Dolmetscher seien getarnte eritreische Spione, die hierzulande Informationen bei vertraulichen Gesprächen abgreifen oder Aussagen im Asylprozess falsch übersetzen, schreibt die Zeitung «Schweiz am Wochenende».
Mehrere politisch verfolgte Flüchtlinge sollen deswegen abgelehnt oder gar zurück nach Eritrea geschafft worden sein, wo sie eingesperrt und gefoltert wurden.
Einschüchterung durch Dolmetscher
Die «Schweiz am Wochenende» erzählt die Geschichte von Yohannes*. Die Schweiz war für ihn ein Ort der Hoffnung. Der heute 30-Jährige kam 2016 in die Schweiz. Hier wurde ihm ein Dolmetscher zugeteilt, der seine Aussagen für das Protokoll übersetzen sollte.
«Er drohte mir vor den Behörden in meiner Muttersprache, ich solle bloss nichts Falsches sagen über mein Land. Zudem verniedlichte er meine Aussagen, spielte sie herunter und winkte oft ab, wenn ich anfing, Geschichten über die Gefangennahme von politischen Flüchtlingen zu erzählen oder von anderen Schicksalen berichtete», erzählt Y. von Gesprächen mit seinem Dolmetscher.
Asylverfahren werden beeinflusst
Y. geht davon aus, dass viele Asylverfahren von manipulierten Aussagen negativ beeinflusst werden. Dieser Verdacht bestätigen indes auch andere Medienberichte: Seine Behauptungen decken sich etwa mit aktuellen Enthüllungen des Investigativportals «Reflekt». Demnach sollen mehrere nachweislich politisch verfolgte Flüchtlinge aus der Schweiz nach Eritrea zurückgewiesen worden sein.
Das Staatssekretariat nehme die Vorwürfe sehr ernst und habe ein grosses Interesse, diese Fälle zu untersuchen, heisst es im Artikel der «Schweiz am Wochenende» weiter.
* Die Namen der Protagonisten wurden geändert.
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