Ueli Maurer hat noch Lust – aber nicht mehr auf den Bundesrat, sondern auf Neues. Am Freitag trat der Finanzminister überraschend vor die Medien und gab seinen Rücktritt bekannt. Bereits an der Pressekonferenz stellte sich die Frage, wer die Nachfolgerin oder der Nachfolger des aktuell dienstältesten Bundesrats wird.
Bei der Nachfolge werde sich Maurer nicht einmischen, gab er zum Schluss der Konferenz Preis. Auch nicht, ob er eher eine Frau oder einen Mann als Nachfolge sieht. Für die SVP sass noch nie eine Frau im Bundesrat. Zur Geschlechterfrage äusserte sich Maurer nur kurz: «Solange es kein ‹Es› ist, geht es ja noch.» Die Today-Redaktion schätzt die Chancen der möglichen Kandidaten und Kandidatinnen ein:
Albert Rösti
Der Berner SVPler wäre für andere Parteien sehr wählbar. Bereits seit Ende 2011 sitzt Albert Rösti im Nationalrat, wo der 55-Jährige unter anderem Präsident der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit ist. Seit 2014 ist Rösti Präsident der Berner Gemeinde Uetendorf. Daneben war er von 2016 bis 2020 Präsident der Schweizer SVP.
Esther Friedli
Neben Rösti hat wohl auch Esther Friedli die besten Chancen, von den anderen Parteien gewählt zu werden. Die 45-Jährige ist im Kanton Bern aufgewachsen und war in ihrer Jugend Mitglied der CVP, bevor sie nach St. Gallen zog und dort 2016 als SVPlerin für den St.Galler Kantonsrat kandidierte. Die Bevölkerung wählte sie 2019 in den Nationalrat.
Natalie Rickli
Seit 2019 ist die Winterthurerin Natalie Rickli Regierungsrätin im Kanton Zürich und Vorsteherin der Zürcher Gesundheitsdirektion. Begonnen hat Rickli ihre politische Karriere mit 20 Jahren bei der jungen SVP, später wurde sie Präsidentin der Partei. Mit Rickli würde der Sitz zudem wieder von einer Zürcher Politikerin besetzt, Ueli Maurer ist aktuell der einzige Zürcher im Bundesrat. Bei Rickli könnten aber die Wahlen des Zürcher Kantonsrats in die Quere kommen, diese finden im Februar 2023 statt.
Thomas Aeschi
Anders als für Albert Rösti und Esther Friedli würde es für Thomas Aeschi wohl eher schwierig, im Parlament genug Stimmen zu erhalten. Der SVPler sorgte immer wieder für Kontroversen – beispielsweise im März, als er Nigerianer als Vergewaltiger bezeichnete. Zudem Kandidierte er bereits 2015 für den Bundesrat, damals wurde schliesslich Guy Parmelin gewählt. Der 43-Jährige ist Fraktionspräsident der Schweizer SVP im Nationalrat. Bis 2021 war er zudem Präsident der Zuger SVP.
Magdalena Martullo-Blocher
Wenige Stunden nach dem Rücktritt von Ueli Maurer sagt Magdalena Martullo-Blocher, dass sie nicht kandidieren werde. Ihre Wahl wäre eher unwahrscheinlich gewesen. Wie Aeschi hätte es auch Martullo-Blocher schwer gehabt, genug Stimmen zu holen. Auch sie geriet immer wieder in die Kritik. Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg beispielsweise hat die Patronin bei Geschäften ihres Unternehmens, der EMS Chemie, mit Russland das Wort «Krieg» verboten.