Schweiz

Wie schützen sich eigentlich Wildtiere vor Gewitter?

Vögel, Bienen und Igel

Wie schützen sich eigentlich Wildtiere vor Gewitter?

24.07.2023, 09:22 Uhr
· Online seit 15.07.2023, 17:04 Uhr
Blitz, Hagel, Donner, Regen und Orkanböen: Der Sommer in der Schweiz ist nicht nur heiss, sondern auch oft gewittrig. Nicht nur für Menschen können Unwetter gefährlich werden. Wie schützen sich Amseln, Igel, Bienen und Co. bei stürmischem Wetter?
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Die neue Woche hat in der ganzen Schweiz mit Gewitter gestartet. Eine Front zog frühmorgens quer über das Land. Dabei blitzte und donnerte es auch vielerorts, Sturmböen gab es ebenfalls.

Menschen wird bei Gewittern ganz im Alain-Berset-Manier empfohlen: «Bleiben Sie zu Hause!» Doch wie verhalten sich eigentlich Wildtiere bei einem Unwetter?

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Vögel hören auf zu singen

Nicht nur Menschen, sondern auch Vögel suchen bei Regen und Sturm einen trockenen und ruhigen Ort. «Gewisse Vögel wie Meisen oder Spatzen brüten in Höhlen. Wenn es stürmt, suchen sie in diesen Höhlen auch Schutz», sagt Livio Rey, Biologe der Vogelwarte Sempach, im Gespräch mit der Today-Redaktion.

Andere Vögel, wie Amseln oder Finken, seien immer draussen und suchten einen anderen windgeschützten Unterschlupf, etwa in Bäumen. Und zwar «möglichst nahe beim Baumstamm und vom Wind abgewendet», erklärt der Biologe.

Was sich sonst noch ändert bei Regen? Während Vögel bei Sonnenschein um die Wette trällern, verstummen sie bei stürmischem Wetter.

Bei Zugvögeln kommt es zu einem Zugstau

Enten, Schwäne und andere Wasservögel retten sich an windgeschützte Orte, wie Buchten oder kleine Höhlen in Ufernähe und warten dort, bis der Sturm vorbei ist. Oder sie ziehen sich ins Schilf zurück oder warten auf der Wasseroberfläche.

Bei Zugvögeln kann es bei stürmischem Wetter zum sogenannten Zugstau kommen. Sie können bei starkem Gegenwind nicht mehr weiterfliegen und sind gezwungen, Rast einzulegen.

Möwen und Gänse widmen sich dem Gruppenkuscheln. Sie besitzen ein wärmendes Federkleid, rücken näher zusammen und warten, bis das Unwetter vorüber ist. Greifvögel, wie Bussarde oder Milane harren auch aus – jedoch alleine.

So gefährlich sind Gewitter für Vögel

Wie bedrohlich sind Unwetter für Vögel? Wind allein ist laut Livio Rey nicht per se schlimm. «Heftiger Regen oder Hagel ist etwas anderes.» Denn: Bei Regen werde das Gefieder nass, was die Flugfähigkeit der Vögel einschränkt. Weil nach einem Gewitter nicht viele Menschen draussen unterwegs seien wie an schönen Tagen, würden nicht mehr verletzte oder tote Vögel gefunden. Jedoch könne der Vogelbestand nach einem gewitterreichen Sommer sinken.

«So sind die Bestände verschiedener schilfbrütender Vogelarten letztes Jahr zurückgegangen. Dazu haben möglicherweise die massiven Regenfälle und lokalen Hagelunwetter beigetragen», erzählt Rey. Der Rückgang des Vogelbestands sei aber nur von kurzer Frist, «der Bestand erholt sich normalerweise schnell wieder», so der Biologe weiter.

Ein anderer Nebeneffekt von Unwettern sei der Lärm, führt Livo Rey aus. Ob Feuerwerk oder Gewitter: Vögel haben keine Freude an lauten Geräuschen. «Vögel reagieren meist heftig auf einen lauten Knall.»

Eine Baby-Schleiereule erschreckt sich ab einem Gewitter:

Sträucher im Garten helfen Vögeln bei Unwettern

Wichtig ist laut dem Biologen, dass die Vögel einen Unterschlupf finden. Im eigenen Garten könnten deshalb einheimische Sträucher gepflanzt werden, in denen sich die Vögel verstecken können. Auch Nistkästen dienen Vögeln bei Regen und Sturm als Refugien.

Was passiert nach einem Sturm? Livio Rey erklärt: «Die Vögel nehmen ihre normale Aktivität wieder auf: Je nachdem müssen sie sich putzen, die Federn richten und sich trocknen. Danach müssen sie vielleicht Nahrung suchen. Und: Die Vögel beginnen wieder zu singen.»

So eindrücklich war das Unwetter in der Schweiz:

Quelle: Leserreporter / BRK News / CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

Wie geht es anderen Wildtieren bei Gewitter?

Rehe flüchten bei Unwetter an stillere Orte im Wald. Nachdem sich das Wetter beruhigt hat, findet man die Tiere oft auf Lichtungen an. Kleine Tiere, wie Igel oder Füchse, suchen im Unterholz Schutz. Nicht allen Tieren machen Gewitter etwas aus: Wildschweine fühlen sich sogar sauwohl und suchen erst gar nicht nach einem Unterschlupf.

Für Insekten sind Unwetter lebensbedrohlich – nur schon ein einziger Regentropfen kann die kleinen Tierchen töten. Deshalb versuchen Bienen, schleunigst zum Bienenstock zurückzufliegen. Beginnt es schon vorher zu regnen, suchen sie in Blüten oder unter Blättern Schutz.

Auch Schmetterlinge verstecken sich unter grossen Blättern und in Sträuchern und in Städten klammern sie sich an Hauswänden fest. Ameisen spüren ein Unwetter meist schon sehr früh. Sie eilen in ihren Bau zurück und treffen Vorkehrungen, um den Bau vor Regen und Wind zu schützen. Mücken hingegen müssen Unwetter nicht fürchten. Sie sind so leicht, dass sie die Druckwelle des Regens nur zur Seite stösst.

Andere Insekten profitieren sogar vom stürmischen Wetter: Der Wind trägt sie durch die Luft und so erreichen sie neue Lebensräume.


veröffentlicht: 15. Juli 2023 17:04
aktualisiert: 24. Juli 2023 09:22
Quelle: Today-Zentralredaktion

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