Der 31-jährige Albert Ramos aus Barcelona erwies sich letztlich als verdienter Champion. Er deklassierte in der Startrunde die Schweizer Hoffnung Henri Laaksonen und gab in den folgenden Runden auch gegen Fernando Verdasco, Roberto Carballes Baena und Pablo Andujar (Sieger in Gstaad 2014) keinen Satz ab. Den Final gegen den deutschen Überraschungsmann Cedrik-Marcel Stebe (ATP 455) gewann Ramos-Viñolas in 82 Minuten 6:3, 6:2.
Stebe gelang zwar im Final, der nach Dauerregen mit über vier Stunden Verspätung begann, das frühe erste Break, danach lief er aber fast permanent Rückständen hinterher. Mehr als eine Vorentscheidung fiel, als Stebe nach einer 40:0-Führung im zweiten Satz zum 0:3 zum vierten Mal den Aufschlag nicht durchbrachte. Gegner Ramos spielte zu druckvoll und zu sicher.
Ramos-Viñolas sicherte sich als elfter Spanier im Saanenland den Turniersieg. Er holte drei Jahre nach dem Triumph in Bastad seinen zweiten Titel. Ramos küsste nach dem verwerteten Matchball den Gstaader Sandplatz und war anschliessend überglücklich: «Ich fühle mich grossartig. Drei Jahre lang musste ich auf meinen zweiten Turniersieg warten. Aber ich spielte fast die ganze Woche lang für meine Verhältnisse perfekt.»
Es fällt auf: Die Spanier drücken dem Swiss Open wieder den Stempel auf - noch nicht in dem Ausmass wie zwischen 1991 und 2002, als nur zweimal nicht ein Spanier triumphierte. Aber immerhin ging die Trophäe nach den Erfolgen von Nicolas Almagro (2010), Marcel Granollers (2011), Pablo Andujar (2014) und Feliciano Lopez (2016) zum fünften Mal in neun Jahren wieder an einen Iberer. Albert Ramos freute sich riesig darüber, dass er jenes Turnier, das sein einstiges Vorbild Alex Corretja vor zwei Jahrzehnten dreimal gewonnen hat, nun ebenfalls siegreich beendete.
Albert Ramos, vor zwei Jahren die Nummer 17 der Welt, wird dank des Turniersiegs in den Bereich um Platz 70 vorstossen.
Die verrückteste Story der Woche schrieb indes Finalgegner Cedrik-Marcel Stebe. Der 28-jährige Deutsche wurde im Februar zum dritten Mal am rechten Handgelenk operiert. Er hofft, nach dem grossen Verletzungspech der letzten Jahre wieder an jene Form anknüpfen zu können, die ihm vor zwei Jahren 62 Siege (ATP-Tour und Challenger-Turniere) und Platz 76 in der Weltrangliste eintrug. Stebe gewann vor Gstaad auf der Tour während 20 Monaten kein einziges Einzel - und marschierte dann im Saanenland von Weltranglistenposition 455 aus bis in den Final durch. Am Samstag gewann er den Viertelfinal gegen Thomas Fabbiano und den Halbfinal gegen João Sousa jeweils in drei Sätzen. Im Ranking wird Stebe am Montag über 160 Plätze gutmachen.
Stebe bezeichnete seinen Siegeszug in Gstaad als «wahrhaftes Märchen» - das Happy-end des deutschen Sommermärchens fehlte indes genau gleich wie vor zwei Jahren bei Yannick Hanfmann, der als Qualifikant in den Final stürmte und schliesslich Fabio Fognini unterlag.
Die Turnierbilanz der Organisatoren fiel zwiespältig aus. Bis am späten Freitagnachmittag fiel bei grosser Hitze nicht ein Regentropfen. Das Finalwochenende fiel indessen ins Wasser, was die Veranstalter an den beiden lukrativsten Tagen viele Zuschauer kostete. Nicht im Sinn der Organisatoren schlugen sich auch die Schweizer Akteure, die schon an den ersten beiden Spieltagen alle in der 1. Runde ausschieden. Und nach den kurzfristigen verletzungsbedingten Absagen von Titelhalter Berrettini und Guido Pella, zwei Top-20-Spielern, gewann auch der topgesetzte Roberto Bautista Agut nur ein Spiel.