Die Niederlage war unnötig, weil die als Nummer 12 gesetzte Schweizerin in beiden Sätzen nahe am Sieg war. Bereits der Verlust des ersten Satzes war für Bencic äusserst ärgerlich. Sie hatte in drei verschiedenen Games - bei 2:1, 3:2 und 5:4 - insgesamt sechs Breakchancen, konnte aber keine nützen. Fast immer schlug Andreescu dabei gut auf, so auch bei einem Satzball, den sie am Ende mit einem Vorhand-Winner gewann. Im Tiebreak geriet Bencic gleich 0:5 in Rückstand, nach bereits 1:07 Stunden verlor sie im Duell der beiden Debütantinnen in einem Grand-Slam-Halbfinal den ersten Satz.
Am Ende der Kräfte
Im zweiten Satz begann die Schweizerin wesentlich effizienter. Nach Breaks zum 1:0, 4:1 und 5:2 stand sie nahe am Satzausgleich. Gab es im ersten Durchgang noch keinen einzigen Aufschlagverlust, hatten nun beide Spielerinnen grosse Mühe, ihre Servicegames durchzubringen. Die Müdigkeit war deutlich spürbar. Zwischen Viertelfinals und Halbfinal hatte es keinen Tag Pause gegeben, und der erste Satz hatte viel Kraft gekostet. Bencic brachte die 5:2-Führung aber nicht über die Runden. Bei 5:4 und 30:0 stand sie nur zwei Punkte vor dem Gewinn des zweiten Durchgangs.
Danach wendete sich das Blatt aber wieder. Die wesentlich effizientere Kanadierin gewann die letzten fünf Games und verdiente sich so ein Finalduell am Samstag mit Serena Williams, die ihren 24. Grand-Slam-Titel anvisiert. Bencic wehrte noch zwei Matchbälle ab, beim dritten brachte sie aber eine Vorhand unter Druck nicht mehr übers Netz.
Die erst 19-jährige Andreescu ist die Aufsteigerin der Saison. Die Tochter rumänischer Einwanderer startete das Jahr als Nummer 178 der Welt und steht nun als erst zweite Kanadierin nach Eugenie Bouchard (verlor den Wimbledon-Final 2014 gegen Petra Kvitova) in einem Grand-Slam-Final.
Williams äusserst beeindruckend
Williams gewann ihren Halbfinal gegen Jelina Switolina überlegen 6:3, 6:1. Nachdem die ersten zwei Games bereits über eine Viertelstunde gedauert hatten, brauchte die bald 38-jährige Amerikanerin nicht einmal mehr eine Stunde zum überzeugenden Sieg gegen die Weltnummer 5 aus der Ukraine. Williams beeindruckte mit ihrer unglaublichen Wucht, beging aber auch nur neun unerzwungene Fehler.
Wie üblich stellte sie damit wieder eine Reihe von Rekorden auf. Mit dem 101. Sieg in Flushing Meadows schloss sie zur US-Open-Rekordhalterin Chris Evert auf. Und die 19 Jahre und 382 Tage, die bis am Samstag zwischen Serena Williams' erstem Grand-Slam-Final (Sieg am US Open 1999 gegen Martina Hingis) und dem neusten vergangen sein werden, sind ebenfalls eine Bestmarke. Gut neun Monate später wurde ihre Final-Gegnerin vom Samstag, Bianca Andreescu, in Mississauga bei Toronto geboren. Gegen sie jagt Williams nun den wichtigsten Rekord. Mit einem 24. Grand-Slam-Titel würde sie zur noch alleine führenden Margaret Court aufschliessen.