Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli
Nach dem Spiel des FC Luzern gegen den FC St.Gallen ist es rund um den Bahnhof Luzern zu massiven Auseinandersetzungen gekommen. Polizisten und Passanten wurden von Anhängern des FC St.Gallen mit Petarden, Handlichtfackeln, Flaschen und Steinen beworfen. Die Polizei setzte daraufhin Gummischrot, Tränengas und Wasserwerfer ein.
Zuvor kochte die Stimmung im Extra-Zug nach Luzern ein erstes Mal hoch. Auf Anfrage bestätigt die Kantonspolizei St.Gallen, dass bei Wil die Notbremse des Zugs gezogen wurde und es eine Auseinandersetzung zwischen St.Gallen-Fans und einer anderen Gruppierung gegeben habe. Ob dies Luzern-Fans waren, kann die Polizei nicht sagen.
Einen Tag nach dem Krawall sind die Gemüter auf beiden Seiten noch immer erhitzt.
Strengere Massnahmen gefordert
«Mich besorgt das ausserordentlich. Es kann nicht sein, dass ein Teil der Bevölkerung gewisse Bereiche unkontrolliert für sich in Anspruch nimmt.» Fredy Fässler, St.Galler Regierungspräsident, Sicherheitschef und ehemaliger Präsident der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren KKJPD findet gegenüber TVO klare Worte.
Konkret meint Fässler damit «gewaltbereite Fussballfans, die offensichtlich der Meinung sind, dass die vorgegebenen Regeln nicht für sie gelten.» Einen kontrollierten Zugang mittels personalisierten Tickets einzuführen, hätte die Politik abgelehnt. Stattdessen hätte man sich mit dem Kaskadensystem dazu entschieden, situativ Massnahmen zu ergreifen.
Das gehe aus Fässlers Sicht nicht mehr. «Das heisst für mich auch, dass jetzt zumindest im Verhältnis St.Gallen-Luzern neue Massnahmen ergriffen werden müssen. So kann es nicht weitergehen.» Die Kantonspolizeien seien auf Dauer nicht in der Lage, solche Mehraufwände zu leisten, die von gewaltbereiten Fussballfans verursacht würden.
«5 cm weiter unten und einer mehr wäre im Spital»
Auch im Fan-Forum «fcsgforum.ch» sind die gestrigen Ausschreitungen Thema. Wie aus den Beiträgen hervorgeht, finden die FCSG-Anhänger das Vorgehen der Luzerner Polizei nicht nur übertrieben, sondern auch gefährlich. «Hätten sich nur um die Lutschers beim Fanlokal kümmern sollen. Sie folgten lieber den Fans zum Bahnhof mit Wasserwerfer und Gummischrot obwohl sie schon auf dem Weg dorthin waren. Sehr gefährliche Aktion der Polizei. Mitten in die Masse geballert. Unterste Schublade!», schreibt ein User.
Ein anderer User findet ganz ironisch: «Dass man die beiden Fanlager nach Spielende vor dem Bahnhof aufeinandertreffen lässt, ist eine wahre Meisterleistung! Der Weg vom Stadion zum Bahnhof ist in etwa vorgegeben und trotzdem lässt man - angeblich hunderte vermummte Luzerner - direkt an der Marschroute auf die St.Galler warten. Stark!»
Ein User berichtet von sechs Personen, die mit Augenverletzungen ins Spital mussten. Von der Polizei heisst es am Sonntagmittag offiziell, dass sieben Personen verletzt wurden: eine Passantin, zwei Polizisten und vier Anhänger des FC St.Gallen. Ein User schreibt gar: «Ich hatte Glück, nur 5 cm weiter unten und einer mehr wäre im Spital. Unglaublich, einfach wild in die Menge geschossen.»
Der Frust richtet sich allerdings nicht nur gegen die Behörden, sondern auch gegen die eigenen Leute. «Auf den vielen Beweisvideos ist ziemlich klar zu sehen, dass paar von den Vordersten unseres Marsches Fackeln in die Luzerner Meute geworfen haben und dies der Anfang der Eskalation war. Sowas werde ich nie verstehen.» Ein anderer User findet: «Wenn man die Videos ansieht, ist es leider mehr als klar. Und damit hätten wir eine Blocksperrung völlig verdient und selber verantwortet. Und ich muss fast sagen, hoffentlich folgt diese.»
Über einen Punkt scheint Einigkeit zu herrschen: Der Grossteil der Fans reist an, um das Match zu geniessen. Die Anhänger, die sich nicht zu benehmen wissen, sollten auch die Konsequenzen dafür tragen.
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