Am Ende war es eines jener Spiele, die auch 180 Minuten hätten dauern können, ohne dass der FC St.Gallen ein Tor erzielt hätte. Mit dem ersten Torschuss ging der FC Basel in Führung und gab diese bis zum Schlusspfiff nicht mehr her. Dabei nahm er das Glück in Anspruch, dass Schuberts Schuss an den Pfosten klatschte (27.), Lüchingers Abschluss am verwaisten Tor vorbei ging (33.) oder der Schubser an Besio ungeahndet blieb (54.), auch weil der Youngster fair auf Theatralik verzichtete.
Wieder einmal war den Espen das Wettkampfglück nicht hold, wenngleich die Basler nicht unverdient gewannen und sich damit zum neuen Leader aufschwangen. Entsprechend angefressen sagte Peter Zeidler im SRF-Interview nach dem Spiel: «Es ist doch klar, dass wir mit diesem Saisonstart nicht zufrieden sind. Aber sollen wir deswegen jetzt aufhören?»
Bittere Ausfälle
Die rhetorische Frage seines Trainers widerspiegelt die derzeitige Gemütslage beim FC St.Gallen. Seit dem Wiederaufstieg 2012 war er punktemässig nur in der Saison 2016/2017 gleich schwach aus den Startlöchern gekommen, damals unter Joe Zinnbauer klafften Leistung und Ausbeute aber nicht derart weit auseinander, wie es im Herbst dieses Jahres der Fall ist.
Die Saisonstarts des FC St.Gallen in Zahlen
Saison | Punkte nach sieben Runden |
2021/2022 | 6 |
2020/2021 | 11 |
2019/2020 | 10 |
2018/2019 | 11 |
2017/2018 | 9 |
2016/2017 | 6 |
2015/2016 | 7 |
2014/2015 | 8 |
2013/2014 | 11 |
2012/2013 | 15 |
2011/2012 | 19 (Challenge League) |
2010/2011 | 4 |
Besonders bitter ist die Tatsache, dass die Espen am Samstag beim Auswärtsspiel gegen YB auf drei ihrer Leistungsträger verzichten müssen: Neben den gesperrten Lukas Görtler (vierte Gelbe Karte) und Betim Fazliji (Platzverweis) wird mit Ousmane Diakité auch das defensive Gewissen im St.Galler Mittefeld fehlen. Die Salzburg-Leihgabe zog sich gegen Basel eine Beinverletzung zu – wie lange er ausfällt, ist noch offen.
Viermal auswärts
Viel Ungemach. Und doch sollte der FC St.Gallen jetzt bloss nicht in Selbstmitleid verfallen. Das lässt nur schon der Spielplan nicht zu. Von den nächsten fünf Pflichtspielen bestreiten die Espen vier auswärts (YB, GC, Luzern und Chiasso im Cup-Achtelfinal) und nur eines im Kybunpark (am 17. Oktober gegen Servette). An Peter Zeidler ist es nun, die richtigen Worte zu finden, um seine Mannschaft wieder aufzubauen. Es ist eine Mannschaft, der derzeit zwar das Pech an den Schuhen klebt, die aber über genügend Potenzial verfügt, um sich aus dem Tabellenkeller zu verabschieden.
Und die gewiss auch die Grossen der Liga ärgern kann. Eine solche Mannschaft wartet auf die Ostschweizer am Samstagabend (18 Uhr, im Liveticker auf FM1Today) im Stade de Suisse. Möglich, dass der YB-Fokus vor dem Champions-League-Auswärtsspiel gegen Atalanta Bergamo dann nicht gänzlich auf den kriselnden Ostschweizern liegt. Es könnte eines von vielen Puzzleteilen sein, die für einen Überraschungscoup beim Meister vonnöten sind.