Fünfzehn Teams und 48 Punkte liegen in der Tabelle der Bundesliga nach 32 Runden zwischen dem alten und neuen Meister Bayern München und Werder Bremen. Am Dienstagabend war von einem solchen Klassenunterschied wenig zu sehen. Dass die Bayern vor einer Geisterkulisse in Bremen letztlich auch das 14. Pflichtspiel in Folge siegreich gestalteten und somit den 30. Meistertitel der Klubgeschichte offizialisierten, verdankten sie Rückkehrer Robert Lewandowski und einem toleranten Schiedsrichter-Gespann.
43 Minuten lang hielt der Zweitletzte der Bundesliga die geballte Offensivpower des Rekordmeisters im strömenden Regen gut unter Kontrolle, ehe Lewandowski einen cleveren Lupfer von Jérôme Boateng mit der Brust kontrollieren und zum 1:0 nutzen konnte. Für den 31-jährigen Polen, der wie Thomas Müller nach einer Gelbsperre wieder in die Startformation zurückkehrte, war es das 31. Tor im 29. Meisterschafts-Einsatz. Von der kalten Lewandowski-Dusche kurz vor der Pause erholten sich die Bremer nicht mehr richtig.
Zwar gestand das Team von Florian Kohfeldt den Bayern in der Folge keine weiteren Tore zu, beschränkte sich in der Offensive allerdings lange selber auch nur auf Annäherungsversuche. Einem Erfolgserlebnis am nächsten kamen die Bremer, die gegen die Bayern in der Meisterschaft seit zehn Jahren auf einen Punktgewinn warten, erst in der hektischen Schlussphase. In der 90. Minute lenkte Manuel Neuer, der zuvor einen geruhsamen Abend erlebt hatte, einen Kopfball von Yuya Osako mit einem starken Reflex am Tor vorbei.
Die Partie hätte für die Bayern früh aber einen anderen Verlauf nehmen können. Nach 19 Minuten brannten Aussenverteidiger Alphonso Davies die Sicherungen durch, als er sich im Zweikampf mit Leonardo Bittencourt zum unnötigen Nachtreten verleiten liess. Sowohl Schiedsrichter Harm Osmers als auch der Video-Referee beliessen es bei einer gelben Karte für den Münchner Youngster, der diese Sanktion noch so gerne akzeptierte. Durch ein Foul in der 79. Minute besiegelte Davies seinen Platzverweis dann rund zehn Minuten vor dem Ende doch noch.
Urs Fischer feiert nächstes Wunder mit Union
Während die Bayern in Bremen den Titel feiern konnten, taten es ihnen die Spieler von Union in Berlin gleich. Dank einem 1:0-Sieg über Mitaufsteiger Paderborn ist dem Team mit dem Zürcher Trainer Urs Fischer der Ligaerhalt nicht mehr zu nehmen. Union, als grosser Aussenseiter und von vielen Experten vor dem ersten Spieltag als sicherer Absteiger erachtet, steht in seiner ersten Bundesliga-Saison derzeit bei 38 Zählern. Das auf dem Barrage-Platz klassierte Fortuna Düsseldorf liegt drei Spiele vor dem Ende bereits zehn Punkte hinter den Berlinern zurück.
Nach den beiden Niederlagen gegen Bayern München und Freiburg ist Borussia Mönchengladbach im Kampf um einen Champions-League-Startplatz der Befreiungsschlag geglückt. Beim 3:0-Heimsieg gegen Wolfsburg avancierte neben Jonas Hofmann, der zwei Tore erzielte, der Schweizer Breel Embolo zur entscheidenden Figur des Spiels. Der Schweizer Internationale, der aufgrund der Verletzung von Marcus Thuram in die Startformation zurückgekehrt war, stand mit einer schönen Einzelleistung am Ursprung des 1:0 durch Jonas Hofmann.
Dank dem Sieg sind Gladbachs Chancen, in der nächsten Saison vom Geldtopf der Champions League zu profitieren, wieder gewachsen. Nachdem die Borussia den vierten und letzten Startplatz für die Königsklasse durch die beiden Niederlagen zuletzt an Bayer Leverkusen hatte abtreten müssen, ist sie zumindest vorübergehend wieder an der Werkself vorbeigezogen. Leverkusen kann allerdings am Mittwoch mit einem Sieg gegen Köln wieder um einen Punkt vorlegen.
Telegramm und Rangliste:
Werder Bremen - Bayern München 0:1 (0:1). - Tor: 43. Lewandowski 0:1. - Bemerkungen: Werder Bremen ohne Lang (nicht im Aufgebot). 79. Gelb-Rote Karte Davies (Bayern München).
Union Berlin - Paderborn 1:0 (1:0). - Tor: 27. Zolinski (Eigentor) 1:0.
Freiburg - Hertha Berlin 2:1 (0:0). - Tore: 61. Grifo 1:0. 66. Ibisevic (Foulpenalty) 1:1. 71. Petersen 2:1.
Borussia Mönchengladbach - Wolfsburg 3:0 (2:0). - Tore: 11. Hofmann 1:0. 30. Hofmann 2:0. 65. Stindl 3:0. - Bemerkungen: Borussia Mönchengladbach mit Sommer, Elvedi (verwarnt/im nächsten Spiel gesperrt) und Embolo (bis 81.), ohne Zakaria (verletzt). Wolfsburg mit Mbabu und Steffen, ohne Mehmedi (verletzt).
Rangliste: 1. Bayern München* 32/76 (93:31). 2. Borussia Dortmund** 31/66 (82:35). 3. RB Leipzig 31/62 (77:32). 4. Borussia Mönchengladbach 32/59 (61:38). 5. Bayer Leverkusen 31/57 (57:41). 6. Wolfsburg 32/46 (44:41). 7. SC Freiburg 32/45 (43:44). 8. Hoffenheim 31/43 (42:52). 9. Schalke 04 31/39 (36:48). 10. Eintracht Frankfurt 31/38 (53:56). 11. Hertha Berlin 32/38 (45:57). 12. Union Berlin 32/38 (38:54). 13. 1. FC Köln 31/35 (48:59). 14. Augsburg 31/35 (42:57). 15. Mainz 05 31/31 (39:63). 16. Fortuna Düsseldorf 31/28 (33:61). 17. Werder Bremen 32/28 (35:65). 18. Paderborn 32/20 (34:68).
*Meister
**Champions League