Zuversicht währt nicht immer gleich lang. Als die Young Boys vor zwei Wochen Manchester City empfangen, ist sie wahrscheinlich nach einer knappen Stunde am höchsten, als Meschack Elia mit einem sehenswerten Heber das 1:1 gelingt und im Kollektiv der Berner Fanherzen die Hoffnung aufflackert, gegen den schier übermächtigen Gegner doch eine Überraschung zu schaffen.
Im Rückspiel im Etihad Stadium von Manchester vermag YB am Dienstagabend nie derartige Hoffnungen zu wecken. Anders als noch im heimischen Wankdorf haben die Berner nie wirklich Zugriff zum Spiel und verlieren ein Spiel 0:3, das sie auch 0:7 hätten verlieren können. Ederson, der brasilianische Goalie im Tor des englischen Meisters, muss den ganzen Abend lang keinen einzigen Ball parieren, und Elia, mit seinen zwei Treffern bisher die grosse Figur des Schweizer Meisters in der diesjährigen Champions-League-Kampagne, hat seine auffälligste Szene in der 78. Minute, als er nach nur wenigen Ballkontakten ausgewechselt wird.
Pep bringt die Jungen
Als der Kickoff dieses vierten Spiels der diesjährigen Gruppenphase zur Champions League noch rund eine Stunde entfernt ist, stärken sich Angestellte und Medienschaffende im Untergrund des Etihad Stadiums. Im mit Zeitungsartikeln über die jüngsten Erfolge zugepflasterten Raum wird Shepherd's Pie und geräucherter Lachs serviert. Und man unterhält sich, von Anzugträger zu Anzugträger, über die erfolgsverwöhnten Skyblues, die an diesem Abend einem Gegner gegenüberstehen müssen, für den es sich scheinbar im Verständnis vieler doch gar nicht lohnt, die Schuhe zu schnüren und die hellblauen Trikots dreckig zu machen.
«Good luck», wünscht der eine Anzugträger dem anderen im Vorbeigehen, um dann leise murmelnd anzufügen, dass er nicht glaube, Manchester City werde an diesem Abend gegen die Young Boys auf Glück angewiesen sein, um zu gewinnen. Nein, Glück beanspruchten an diesem Abend schon eher die Gäste aus der Schweiz. Beispielsweise in der 6. Minute, als Loris Benito einen Schuss von Rico Lewis im letzten Moment von der Linie kratzen konnte. Lewis, der 18-jährige Engländer, bestreitete gegen YB erst sein zehntes Spiel für Manchester City, sein zweites über die volle Distanz.
Wie Elia ist auch er ein Sinnbild dieses Spiels, nämlich dadurch, dass er illustriert, dass Trainer Pep Guardiola nicht seine allerbesten Kräfte forcieren muss, um gegen die Young Boys einen problemlosen Sieg einfahren zu können, den 23. In ebenso vielen Heimspielen. Mit Oscar Bobb kommt ein weiteres Talent zu einem Einsatz, die Einwechslung des 20-jährigen Norwegers wird frenetisch bejubelt.
Wohl entscheidendes Duell mit Roter Stern
Die Geschichte dieses Spiels schreibt aber ein anderer, nicht wesentlich älterer, aber umso torgefährlicherer Landsmann Bobbs. Über Erling Haalands Einsatzfähigkeit war im Vorfeld noch spekuliert worden, weil der kürzlich als bester Stürmer des Jahres ausgezeichnete 23-Jährige in der Meisterschaft ausgewechselt worden war. Mit einem Penaltytor nach einem Foul Sandro Laupers (23.) und einem sehenswerten Weitschuss (51.) schraubte Haaland sein Torkonto auf 15 bei 17 Einsätzen und zeigte den Young Boys wie schon in Bern die Grenzen auf.
Weil Roter Stern Belgrad gegen Leipzig ebenfalls verlor (1:2), sind die Berner nach wie vor punktgleich mit den Serben und haben in drei Wochen im Wankdorf die Chance, im Direktduell einen wichtigen Schritt Richtung europäischen Überwinterns zu machen. Leipzig steht wie Manchester City als Achtelfinalist fest.
(sda)
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