Die Schweiz ist in den Pflichtspielen drei und vier unter Trainer Murat Yakin unter Zugzwang. Zum Einstand besiegten die Eidgenossen Griechenland in einem Test mit 2:1, darauf folgten zwei Nullnummern in der WM-Qualifikation, die unterschiedlich wahrgenommen wurden: Tolles 0:0 gegen Europameister Italien, schwaches 0:0 in Nordirland.
In der Qualifikationsgruppe C zur WM 2022 in Katar liegt die Schweiz derzeit auf dem Barrage-Platz, sechs Punkte hinter den Italienern, die allerdings schon zwei Partien mehr ausgetragen haben und dabei ebenfalls zweimal Punkte liegen liessen: Neben dem 0:0 im St.Jakob-Park kam die Squadra Azzurra auch in Florenz gegen Bulgarien nicht über ein 1:1 hinaus.
Alles noch halb so wild. Aber wenn die Schweiz weiter im Rennen um Platz eins und die direkte WM-Qualifikation bleiben will, liegen weitere Patzer nicht drin. Platz zwei würde bedeuten, dass sich die Schweiz via Barrage gegen einen anderen Gruppenzweiten für die Winter-WM in Katar qualifizieren müsste – sofern sie natürlich selbst Zweite wird.
Elf Basler im 24-Mann-Kader
Für die wichtigen Spiele am Samstag gegen Nordirland und am Dienstag in Litauen muss Yakin auf die verletzten Granit Xhaka (Innenband) und Haris Seferovic (Muskelriss in der Wade) verzichten. Alles in allem setzt der Nationaltrainer in seinem 24-Mann-Kader auf viele Spieler mit Basler Vergangenheit, zehn Akteure spielten einst für den FCB, mit Eray Cömert figuriert auch ein gegenwärtiger Profi des Super-League-Leaders im Aufgebot.
Und: Mit Sommer, Schär, Zuber, Ajeti und Embolo schenkte der Nationaltrainer fünf Spielern das Vertrauen, die er schon auf Club-Ebene trainiert hatte. Ein solcher wäre auch Fabian Frei (32), dem Murat Yakin im September zu den ersten Länderspielen seit 2018 verholfen hatte. Der Mittelfeldspieler vertrat Captain Xhaka (29), der in den vergangenen beiden Partien wegen einer Covid-Erkrankung gefehlt hatte.
Den diesmal verletzten Leitwolf wird im defensiven Mittelfeld nun Denis Zakaria (24) vertreten, der im September selbst noch nicht ganz fit war. Fabian Frei wurde auch deshalb nicht nominiert, weil er bei einer weiteren Gelben Karte gesperrt wäre und so womöglich das Rückspiel in Italien am 12. November verpassen würde.
Kontroverse um Michael Frey
Deutlich kontroverser als die Rochade im Mittelfeld wurde die Nicht-Nomination von Michael Frey (27) diskutiert, der Royal Antwerpen mit zwölf Toren aus den ersten zehn Partien an die belgische Ligaspitze geführt hatte und zurecht auf sein Länderspiel-Debüt hoffen durfte. Ihm zog Murat Yakin allerdings Celtic-Stürmer Albian Ajeti (24) vor, der in Schottland noch nicht so richtig auf Touren gekommen ist – aber 2014 unter Yakin sein erstes Super-League-Tor erzielt hatte.
Dass der Nationaltrainer bei der Nominierung auf alte Bekannte aus Basler Zeiten setzt, ist legitim und sein gutes Recht. Im Falle eines Misserfolgs könnte das Vorgehen aber wie ein Boomerang auf Yakin zurückfallen.
Sollte zum Beispiel Ajeti gegen die Nordiren oder in Litauen treffen, wird man Yakins Gespür bejubeln. Bleibt die Schweiz in der WM-Qualifikation aber weiter ohne Torerfolg, wird die Kontroverse um Michael Frey definitiv erneut aufflammen.
Den Resultaten ausgeliefert
In dieser volatilen Welt des professionellen Fussballs sind die Protagonisten den Resultaten hilflos ausgeliefert, das gilt für Trainer genauso wie für Spieler.
Hätte etwa der FC St.Gallen gegen Luzern und Sion kein Gegentor in der Nachspielzeit kassiert, müsste Trainer Peter Zeidler nicht vom Abstiegskampf sprechen. Oder wäre der VAR noch nicht eingeführt worden, stünde Timo Werner bei 30 statt 14 Chelsea-Toren und nicht unter medialem Dauerbeschuss.
Der Konjunktiv wird auch Murat Yakin nicht weiterhelfen. Aus den Spielen gegen Nordirland und Litauen müssen sechs Punkte her – egal für welches Personal sich der Nationaltrainer entscheidet.