Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli
Fünf Tage nach dem angekündigten Rücktritt spricht Beat Feuz in Bormio über seinen Entscheid. Im Veltlin erklärt der Emmentaler unter anderem seinen Abgang während der Saison.
Einen Rückzug aus dem Spitzensport zu begründen kann so einfach sein. «Irgendwann ist einfach genug. Ich habe genug vom Skisport. Ich habe genug miterlebt, genug erreicht», sagt Beat Feuz. Solche und ähnliche Gedanken waren für ihn Zeichen dafür, «dass es sich nicht mehr richtig anfühlt, Rennen zu fahren, um Hundertstel zu kämpfen». Und, vor allem, gebe es andere Dinge, die für ihn wichtiger geworden seien, sagt Feuz auch. «In erster Linie meine Familie. Ich bin mittlerweile zweifacher Vater.»
Feuz: Es macht keinen Sinn mehr, zu kämpfen
Dann ist da aber auch sein Körper, sein linkes Knie, das ihm seit einem vor 15 Jahren erlittenen Kreuzbandriss nicht nur Probleme bereitet, sondern die Agenda für seinen Alltag als Skirennfahrer mitbestimmt. Die Situation sei oft schlimmer gewesen, ein grösserer Kampf, als die allgemeine Wahrnehmung gewesen sei. «Denn ich war keiner, der in den letzten zehn Jahren gern und oft über mein Knie geredet hat.»
Er habe sich deshalb eingestehen müssen, dass es keinen Sinn mehr mache zu kämpfen, erzählt Feuz. «Es braucht so viel Zeit, den Körper in Form zu bringen, um konkurrenzfähig zu sein. Wenn ich das noch wollte, müsste ich sehr viel Zeit investieren, was ich in den vergangenen Jahren auch gemacht habe. Doch jetzt bin ich schlicht nicht mehr gewillt, diesen Aufwand zu betreiben.»
Bei den Sports Awards «nicht ganz die Wahrheit gesagt»
Noch Anfang Oktober, am Einkleidungstag von Swiss-Ski in Dübendorf, hatte Feuz von einem Rücktritt nichts wissen wollen. Auch im Zuge des Anlasses mit den Wahlen der Sportler des Jahres, den «Sports Awards», hatte er wissen lassen, sich diesbezüglich keine «grundsätzlichen Gedanken» gemacht zu haben. Letzteres war nicht ganz korrekt, wie er nun in Bormio sagte. «Da habe ich nicht ganz die Wahrheit gesagt.» Er habe schon zu jener Zeit gemerkt, dass sich der Körper anders anfühlt als in den Jahren zuvor. «Trotzdem wusste ich nicht, in welche Richtung es gehen wird.»
Klarheit über die Richtung hatte Feuz Ende November, genauer gesagt während der Besichtigung der (wegen des Wetters abgesagten) Abfahrt in Lake Louise in Kanada. «Da habe ich feststellen müssen, dass das nicht mehr das ist, was ich will.» Nach der Streckenbesichtigung habe er seine Lebenspartnerin Katrin angerufen und ihr gesagt: «Ich höre auf.»
Feuz ist nicht mehr bereit für hundertzehn Prozent Risiko
Mit seinem Entschluss zum Rücktritt während der Saison, nach den Abfahrten am Lauberhorn und auf der Streif, will Feuz «seiner Linie treu bleiben». «Ich habe immer gesagt, dass die Klassiker in Wengen und Kitzbühel für mich die grössten Rennen sind. Da will ich nochmals konkurrenzfähig am Start stehen.» Der Gedanke, den Schlussstrich nach den Weltmeisterschaften im Februar in Courchevel/Méribel zu ziehen, war da.
«Damit ich um die Medaillen mitkämpfen könnte, müsste ich hundertzehn Prozent Risiko nehmen. Dazu wäre ich nicht mehr bereit. Würde ich dort Vierter, bin ich der erste ‹Löli›. Werde ich aber in Kitzbühel in meinem letzten Rennen Neunundzwanzigster, ändert das nichts an meiner Karriere.»
(sda/dak)