Jil Teichmann kam drei Tage nach ihrem 22.Geburtstag mit der Favoritenrolle gegen die dreieinhalb Jahre jüngere Landsfrau gut zurecht - viel besser als vor zwei Jahren beim ITF-Turnier in Lenzerheide, als die damals 16-jährige Waltert das erste Direktduell mit 6:7, 6:1, 6:0 gewann. Teichmann begann stark und solid, führte schon nach neun Minuten 3:0 und geriet daraufhin nie mehr in Bedrängnis. Simona Waltert unterliefen markant mehr Fehler als zwei Tage vorher gegen die topgesetzte Julia Görges. Sie fand gegen Teichmann nie ins Spiel. Auch im zweiten Satz geriet sie umgehend mit einem Aufschlagverlust in Rückstand. Nach 76 Minuten musste die junge Aussenseiterin mit 3:6, 3:6 die Segel strecken.
Dennoch wird die Bündnerin aus Chur, die ins Leistungszentrum nach Biel umgezogen ist, mit ihrer Lausanner Woche hochzufrieden sein. Simona Waltert erhält für die Achtelfinalqualifikation und den Sieg über Görges 30 Weltranglistenpunkte. Zum Vergleich: Für ihre beiden Turniersiege in Kairo und Sharm el-Sheikh erhielt sie jeweils bloss 10 Punkte. In der Weltrangliste wird Waltert nächsten Montag fast 100 Plätze vorwärts springen - von Position 562 wieder zurück unter die besten 500, zu denen sie schon letzte Saison gezählt hat (als Nummer 438 im Mai 2018).
Einen weiteren grossen Schritt vorwärts möchte auch Jil Teichmann machen. Der Turniersieg Anfang Mai in Prag als Qualifikantin und anschliessend die Viertelfinalqualifikation auf Bol (Kroatien) hatten bei ihr Hoffnungen geschürt, die sich in den zwei Monaten seither (noch) nicht erfüllten. Es folgten Niederlagen in der 1. Runde der Qualifikation in Roland-Garros, auf Rasen gewann sie in drei Anläufen keine Partie, und letzte Woche missriet im schwedischen Seebad Bastad auch die Rückkehr auf die Sandplätze. «Aber jetzt läuft es mir wieder», so Teichmann. «Ich bin sehr zufrieden, gegen Simona Waltert spielte ich sehr gut. Ich fand meinen Rhythmus wieder.»
In Lausanne-Ouchy, auf der schmucken Anlage des TC Stade Lausanne direkt am Genfersee, erreichte lediglich eine Spielerin die Viertelfinals, die im Ranking vor Jil Teichmann klassiert ist - die französische Vorjahressiegerin (in Gstaad) Alizé Cornet als Nummer 48 der Welt. Auf Cornet könnte Teichmann in den Halbfinals treffen. Im Viertelfinal trifft sie vorerst auf die Deutsche Tamara Korpatsch (WTA 142).
Teichmann und Korpatsch stehen sich am Freitagabend zum vierten Mal gegenüber. Bei den ersten zwei Duellen in Darmstadt (2016) und Gstaad (2017) gab die Deutsche gegen die Schweizerin in vier Sätzen nur fünf Games ab. Vor zwei Monaten in Prag revanchierte sich Teichmann auf dem Weg zum Turniersieg in den Viertelfinals mit einem 6:2, 6:1-Kantersieg. Teichmann: «Natürlich erwarte ich von mir erneut einen Sieg. Aber einfach wird es nicht: Auch die Partie in Prag verlief viel ausgeglichener, als man aufgrund des Resultats meinen könnte.»
Korpatsch räumte für Teichmann in den Achtelfinals in drei Sätzen die Russin Anastasia Potapowa aus dem Weg (6:3, 3:6, 6:1), gegen die Teichmann in Wimbledon verloren hat. In der Startrunde hatte sich Korpatsch nach abgewehrtem Matchball gegen die Kanadierin Eugenie Bouchard durchgesetzt (2:6, 6:4, 7:5). Die 24-jährige Deutsche bestreitet in Lausanne erst ihr zehntes WTA-Turnier, das sechste auf Schweizer Boden.