Dennoch löste er 2018 in 13,39 Sekunden Andreas Kundert als Schweizer Rekordhalter ab und nun startet er am Montag in Doha im Vorlauf über 110 m Hürden zu seiner ersten Weltmeisterschaft bei den Grossen.
«Ich will zeigen, was ich kann. Ich hatte hier ein starkes Abschlusstraining und gross nervös bin ich auch nicht», sagte der Basler in Doha. «Der Halbfinal liegt drin.» Ob er sein Ziel erreicht, wird sich wohl bereits auf den ersten Metern entscheiden. «Die Explosivität am Start ist manchmal nicht perfekt. Meine Stolpersteine sind die ersten drei Hürden. Wenn es bist dort klappt, steht einem sauberen Lauf nichts im Weg», meinte der 1,92 m grosse Sprinter mit Karibik-Look - sein Vater stammt von der Insel St. Lucia.
Joseph gewann im Juli Gold an den U23-Europameisterschaften in Schweden. So weit, so gut. Aber mit dem Verlauf der Saison ist er nicht restlos zufrieden, zumal er im ersten Wettkampf nur wenige Hundertstel über seiner Bestmarke blieb. «Es nervt mich schon ein bisschen, dass der Rekord bislang nicht gefallen ist», gestand er. Zumal eine Zeit um die 13,2 Sekunden möglich sein müsste. «Ich wollte wohl zuviel, war zu verbissen», meinte Joseph. Aus diesem Grund will er sich in Doha nicht auf die Zeit fokussieren. «Ich erwarte von mir hier einfach ein sauberes Rennen.» Den Rekord (13,39) oder die Olympia-Limite (13,32) versucht er mit dem Satz «Der Weg ist das Ziel» auszublenden.
Ausblenden will Joseph auch Einflüsse aller Art, die negativ bewertet werden können: Die Hitze im Emirat, die grossen Namen seiner Disziplin, die Kritik zahlreicher Sportler in den sozialen Medien über den Standard der Unterkunft. «Ich bin ein positiver Mensch, will immer das Beste aus der Sache machen. Ich bin hier für meinem Wettkampf im Stadion. Einzig das zählt», sagte er.
Joseph hat die Wirtschafts-Mittelschule für zwei Jahre unterbrochen, damit er voll auf die Karte Sport setzen kann. «Insbesondere im Bereich der Regeneration bringt dies viel», betonte er. Zur Leichtathletik kam er via Schulsporttag. Ein Klassenlehrer entdeckte das Talent. Joseph schloss sich dem LC Therwil an, sein Coach Philipp Schmid fand, dass er über die Hürden laufen solle. Josephs Begeisterung darüber hielt sich zunächst in engen Grenzen. «Der erste Wettkampf war eine totale Katastrophe», erinnert er sich. «Ich hatte die Technik überhaupt nicht im Griff, fühlte mich wie ein Storch im Salat». Es dauerte drei Jahre, bis er sich mit den Hürden anfreundete.