Nach dem Schreckmoment in Cincinnati, als sie wegen eines Problems mit dem linken Fuss weinend aufgeben musste, ist Bencic wieder guter Dinge. Sie spielte Mitte Woche bei einem Event der Aurora Games in Albany, der Hauptstadt des Bundesstaats New York, und zeigte sich danach strahlend in den Strassen des Big Apple. Der in Wollerau wohnhaften Ostschweizerin ist auch auf Grand-Slam-Stufe einiges zuzutrauen, selbst wenn sie seit dem US Open 2014 keinen Viertelfinal mehr erreicht hat. Damals war sie gerade mal 17-jährig.
Nun ist sie gereift, hat zu beachtlicher Konstanz gefunden und ist weiterhin jederzeit für einen Exploit gut. Beim Turniersieg in Dubai bezwang sie innert sechs Tagen fünf Top-Ten-Spielerinnen, im Jahresranking belegt sie Platz 7. Wer dazu fähig ist, kann auch ein Major gewinnen. Die Schweizerin ist mindestens so hoch einzuschätzen wie vor einem Jahr Naomi Osaka - ehe die Japanerin als Nummer 20 der Setzliste sensationell am US Open triumphierte.
Überhaupt scheint das Turnier im Stadtteil Flushing Meadows wie geschaffen für Überraschungen. In den letzten acht Jahren feierten auch Samantha Stosur, Flavia Pennetta oder Sloane Stephens hier ihre Sieg-Premieren. Osaka ist mittlerweile die Nummer 1 der Welt und eine mögliche Achtelfinal-Gegnerin von Bencic. Sie bangte aber wegen einer Knieverletzung bis zuletzt um ihren Start, so dass sich das Tableau durchaus für Bencic öffnen könnte.
Im Mittelpunkt steht aber wie immer in New York Serena Williams. Die Amerikanerin, die zwei Wochen nach dem Turnier ihren 38. Geburtstag feiert, rennt immer noch ihrem ersten Grand-Slam-Titel seit der Geburt ihrer Tochter vor zwei Jahren hinterher. Drei verlorene Finals stehen mittlerweile zu Buche, zuletzt in Wimbledon gegen Simona Halep und vor einem Jahr nach dem Eklat im Final gegen Osaka. Williams ist nicht mehr so unwiderstehlich und furchteinflössend wie einst, auf die Liste der Mitfavoritinnen gehört sie aber immer. Wie Halep und viele andere. Williams startet den Angriff auf ihren 24. Grand-Slam-Titel gegen Dauerrivalin Maria Scharapowa. Ein Spiel für die grossen Schlagzeilen, aber angesichts der Form der Russin kaum eine hohe Hürde.
Die Siegerin könnte in der 2. Runde auf Timea Bacsinszky treffen. Die Waadtländerin stand auf der WTA Tour aber seit dem missglückten Heimturnier in Lausanne nicht mehr im Einsatz. So bestehen eher Fragezeichen als hohe Erwartungen. Dies gilt ähnlicher Art auch für die weiteren Schweizerinnen Jil Teichmann und Viktorija Golubic. Das Überstehen der 1. Runde wäre für alle drei schon ein kleiner Erfolg.