Tom Lüthi kann wieder wesentlich positiver in die nähere Zukunft blicken. Nach dem Tiefpunkt vor zwei Wochen in Brünn (25. im Qualifying, 17. im Rennen) arbeitete sich der 33-jährige Emmentaler in Österreich über den 7. Rang vor einer Woche nun bis auf Platz 5 nach vorne. Und der erste Top-5-Platz in dieser bislang so enttäuschenden Saison kam nicht dank eines turbulenten Rennens oder vielen Stürzen vor ihm zustande.
Schon früh im Rennen verbesserte sich Lüthi vom 7. Startplatz um zwei Positionen nach vorne und machte sich zwischenzeitlich sogar daran, den viertplatzierten Tetsuta Nagashima anzugreifen. Dieses Vorhaben musste er aber bald wieder abblasen, in der Folge drehte er als Fünfter relativ einsam - mit respektablem Abstand nach vorne und nach hinten - seine Runden. Im Gegensatz zum letzten Sonntag, als Enea Bastianini einen spektakulären Sturz und den Abbruch und Neustart des Rennens auslöste, verlief der zweite GP auf dem Circuit von Spielberg in ruhigen Bahnen.
Tom Lüthi konnte damit gut leben. «Ich bin wirklich zufrieden mit meinem Rennen», bilanzierte der Moto2-Veteran. «Darauf können wir aufbauen. Wenn ich noch an Brünn zurückdenke, wo wir wirklich weit weg waren, und jetzt habe ich die Spitze über das gesamte Rennen hinweg im Blickfeld gehabt.» Um den Sieg kann der Berner, der als Anwärter auf den WM-Titel in die Saison gestiegen war, noch nicht mitkämpfen, doch er ist zuversichtlich, dass dies noch in diesem Jahr wieder gelingen könnte. «Auch wenn es kleine Schritte waren, haben wir uns stetig wieder nach vorn gekämpft. Mein Gefühl im Rennen war wirklich gut.» In der WM-Wertung verbesserte sich Lüthi auf den 12. Platz.
Nun gibt es nach drei Rennwochenenden hintereinander eine dreiwöchige Pause, ehe es in Misano an der Adriaküste Mitte September erneut mit einer Doppelveranstaltung weitergeht. «Das waren jetzt anstrengende Wochen, weil der Ablauf immer noch ungewohnt und speziell ist», sprach Lüthi auch die nach wie vor geltenden Corona-Massnahmen an. «Daher freue ich mich auf die kleine Pause, um ein wenig Abstand zu gewinnen und zur Ruhe zu kommen.»
Aegerter nicht im Ziel
In Misano soll allenfalls erstmals in diesem Sommer auch wieder eine limitierte Anzahl Zuschauer zugelassen werden. In der Moto2 dann nicht mehr am Start sein wird Dominique Aegerter, der für drei Grands Prix seinen erkrankten Landsmann Jesko Raffin im NTS-Team ersetzte. Nach dem starken 12. Platz vor einer Woche erlebte Aegerter kein schönes Rennen. Er konnte nie in die Punkteränge vorstossen und musste sechs Runden vor Schluss mit einem technischen Defekt aufgeben. Raffin leidet an einem Virus (nicht Corona), ist aber auf dem Weg der Besserung und sollte in drei Wochen wieder dabei sein können. Dann wird Aegerter in die MotoE zurückkehren, wo er die Gesamtwertung anführt.
Der Kampf um den Sieg erhielt am Ende noch eine dramatische Wendung. Als Erster fuhr wie vor Wochenfrist der Spanier Jorge Martin über die Ziellinie. Da er in der letzten Runde im Zweikampf mit dem Italiener Marco Bezzecchi, der immer stärker aufkam, kurz über die Streckenbegrenzung hinaus geriet, wurde der Spanier aber um einen Platz zurückversetzt. So kam Bezzecchi unverhofft zu seinem ersten GP-Sieg in der Moto2.