Jason Dupasquiers Durchbruch an die absolute Moto3-Spitze stand unmittelbar bevor. Daran glaubten nicht nur das Leichtgewicht aus dem Greyerzerland sowie seine Familie und langjährigen Begleiter, diese Annahme wurde auch von den Resultaten zuletzt untermauert.
2020 in seiner Debüt-Saison ohne Punkte geblieben, erreichte der Fahrer des deutschen Teams Prüstel in diesem Jahr in allen fünf Rennen vor Mugello die Top 15, mit dem 7. Rang in Jerez als beste Klassierung.
Exakt im Masterplan
Es ist sehr gut möglich, dass Dupasquier beim Grand Prix von Italien noch weiter nach vorne, vielleicht sogar zu seinem ersten Podestplatz, gefahren wäre. Am Samstagmorgen, im dritten freien Training auf dem Circuit in der Toskana, hatte er als Fünftschnellster aufhorchen lassen. Das aufstrebende Schweizer Talent war in dieser Trainingseinheit schneller unterwegs als tags darauf im Rennen der italienische Sieger Dennis Foggia.
Nach seinem schwierigen und enttäuschenden Einstieg in die GP-Szene befand sich Dupasquier mittlerweile wieder exakt im Masterplan. Dieser wurde entwickelt von Vater Philippe Dupasquier, einem mehrfachen Motocross-Schweizer-Meister, sowie Tom Lüthis Manager Daniel Epp, der der Motorsport-verrückten Familie seit vielen Jahren mit Rat und Tat beistand.
Zukunft (fast) geregelt
Der langfristige Fahrplan also sah vor, dass Jason Dupasquier im nächsten Jahr in der Moto3-Kategorie um den Titel mitfahren und auf das Jahr 2023 in die Moto2-Klasse aufsteigen würde. Das Paket dafür war erst vor wenigen Tagen mit allen Beteiligten – so auch der Führung des Prüstel-Teams – durchgesprochen worden. Die Bekanntgabe wäre allerdings erst im August oder September erfolgt.
Spitzenplatz in Mugello, Titelkandidat 2022 und danach Moto2-Aufstieg: All das ist nur noch Spekulation, das Schicksal sah für Jason Dupasquier etwas Anderes vor. Dabei hatte er in seiner noch jungen Karriere bereits einmal riesiges Glück gehabt. Ende April 2018 war der damals hoch gelobte 16-Jährige bei einem Moto3-Juniorenrennen in Valencia gestürzt – und von einem nachfolgenden Konkurrenten getroffen worden.
Lange Rekonvaleszenz
Dupasquier erlitt dabei einen Oberschenkelbruch, der nicht richtig heilen wollte, weshalb er sich Monate später einer zweiten Operation unterziehen musste. Die Saison war damit gelaufen, selbst 2019 spürte er noch Nachwirkungen.
Trotz dieses heftigen Einschnitts kämpfte sich Jason Dupasquier, der seit Jahren auf Wunsch auch von den Ratschlägen Tom Lüthis profitieren konnte, zurück. Vor dieser Saison verbrachte er mehr als zwei Monate in Spanien, feilte intensiv an Physis und auch an seiner fahrerischen Bestform.
Am Samstag, 29. Mai, kurz nach Mittag jedoch passierte in Mugello noch viel Tragischeres als drei Jahre zuvor in Valencia. Wiederum verlor Jason Dupasquier, eigentlich ein Fahrer, der selten stürzt, die Kontrolle über sein Motorrad. Beim Ausgang einer Hochgeschwindigkeitskurve fand er sich am Boden wieder.
Die äusserst schweren Verletzungen im Kopf- und Brustbereich lassen darauf schliessen, dass der junge Freiburger mit grosser Wucht mutmasslich vom Motorrad des Japaners Ayumu Sasaki getroffen wurde.
Schon bald kaum mehr Hoffnung
Blieb anfänglich zumindest noch eine kleine Hoffnung bestehen, da er sehr schnell erstversorgt und danach per Helikopter ins Spital im nahen Florenz überführt worden war, liessen die weiterführenden Untersuchungen der Ärzte bald einmal kaum mehr Chancen auf ein Überleben zu.
Während Jason Dupasquier im Spital um sein Leben kämpfte, war hinter dem Windschutz seines wieder hergestellten KTM-Motorrads mit der Nummer 50 ein Blatt Papier mit der Aufschrift «Keep Fighting» befestigt.
Doch es war ein Kampf, der für Jason Dupasquier nicht mehr zu gewinnen war. Am 7. September dieses Jahres wäre das grosse Talent des Schweizer Motorrad-Rennsports 20 Jahre alt geworden.