Zwei Wochen nach der Premiere in Katar betritt die Formel 1 auch in Saudi-Arabien Neuland. Der Wüstenstaat ist das 34. Land, in dem die Königsklasse gastiert. Schauplatz des zweitletzten Saisonrennens ist die Hafenstadt Dschidda, gefahren wird unter Fluchtlicht.
Das Spektakel lässt sich Saudi-Arabien einiges Kosten. Von einer Antrittsprämie in der Höhe von 900 Millionen Dollar für zehn Jahre ist die Rede. Logisch kam der Ruf nach Imagepflege auf, in einem konservativen Staat, in dem es um die Menschenrechtslage nicht zum Besten steht. Dementsprechend standen (und stehen) auch die Macher der Formel 1 für ihren Entscheid scharf in der Kritik.
«Verdammt, diese Strecke ist cool»
Ohne Nebengeräusche ging auch der Bau des Dschidda Corniche Circuit nicht über die Bühne. Nach nur neun Monaten Bauzeit wurde die Strecke am Roten Meer aber gerade noch rechtzeitig fertiggestellt. Und kaum waren die Motoren an, schienen all die Zweifel über die Tauglichkeit des Wüstenkurses ausgeräumt. «Verdammt, diese Strecke ist cool», zeigte sich etwa Valtteri Bottas begeistert.
Mit 6,174 Kilometern ist der Dschidda Corniche Circuit nicht nur der längste, sondern auch der schnellste Stadtrundkurs im WM-Kalender. In den meisten der 27 Kurven müssen die Fahrer kaum bremsen, nur in Monza werden noch höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten erreicht. Die langen Geraden dürften ausserdem Mercedes und damit Lewis Hamilton in die Karten spielen.
Hamilton zweimal Schnellster
Der siebenfache Weltmeister, der sich zuletzt mit den Siegen in Brasilien und Katar im Titelrennen zurückgemeldet hatte, gab zum Auftakt des zweitletzten Rennwochenendes dieser Saison dann auch den Takt vor und fuhr zweimal die Bestzeit. In der ersten Trainingssession verwies der Engländer WM-Leader Max Verstappen im Red Bull um 56 Tausendstel auf Platz 2. In den zweiten Einheit über 60 Minuten war Hamilton um 61 Tausendstel schneller als sein zweitplatzierter Teamkollege Valtteri Bottas. Verstappen, der in der WM-Wertung noch acht Punkte vor Hamilton liegt, verlor als Vierter knapp zwei Zehntel.
Der Niederländer muss am Sonntag auf jeden Fall Erster oder Zweiter werden, um Chancen auf den vorzeitigen Gewinn seines ersten WM-Titels in der Formel 1 haben zu können. Momentan deutet allerdings vieles daraufhin, dass die Entscheidung erst eine Woche später beim Saisonfinale in Abu Dhabi fallen wird.
Giovinazzi einmal stark
Im Team Alfa Romeo hatte beides Mal Antonio Giovinazzi die Nase vorne. Der Italiener, der den Hinwiler Rennstall nach dieser Saison verlassen muss, überraschte zunächst mit der fünftschnellsten Zeit. Im zweiten Training klassierte sich Giovinazzi als 13. direkt vor seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen. Der Ende Jahr zurücktretende Finne hatte sich als 16. in der ersten Einheit langsam an die neue Strecke herangetastet.
Für den grössten Aufreger des Tages sorgte ungewollt Charles Leclerc. Der Monegasse schlug im Ferrari heftig in die Reifenstapel ein und sorgte damit für einen vorzeitigen Abbruch des zweiten Trainings.