Welche Verletzungen der 19-Jährige bei dem schrecklichen Zwischenfall erlitten hat, wissen selbst die Ärzte im Spital Careggi in Florenz noch nicht genau. Um seinen ohnehin bereits prekären Zustand nicht zusätzlich zu verschlimmern, verzichteten sie vorerst auf Operationen.
«Im Moment wissen wir mit Sicherheit, dass er sich in einem sehr ernsthaften Zustand befindet», sagte Giancarlo de Filippo, der Chefarzt des Motorrad-Weltverbandes FIM am frühen Abend zu Dupasquiers Zustand. «Wir warten auf weitere Nachrichten aus dem Spital.»
Italienische Nachrichtenagenturen berichteten auf Berufung medizinischer Quellen des Spitals, dass Dupasquier ein sogenanntes Polytrauma erlitten habe. Mit diesem Begriff werden gleichzeitig erlittene und lebensgefährliche Verletzungen an verschiedenen Körperregionen beschrieben. Nach der Erstversorgung auf der Strecke und im Spital wird er nun intensiv überwacht. Weitere offizielle Informationen gab es vorerst nicht.
Wohl am Kopf getroffen
Dupasquier vom deutschen Prüstel-Team war mit seiner KTM kurz vor dem Ende des Qualifyings nach dem Ausgang der Hochgeschwindigkeitskurve «Arrabbiata 2» selbstverschuldet zu Fall gekommen.
Der nach ihm folgende Japaner Ayumu Sasaki konnte nicht mehr ausweichen und touchierte den Schweizer wohl im Kopfbereich. Auch der Spanier Jeremy Alcoba war in den Unfall verwickelt und stürzte. Berichte, wonach Alcoba die Beine Dupasquiers traf, konnten die TV-Bilder nicht bestätigen.
Das Qualifying wurde nach dem schweren Zwischenfall sofort abgebrochen. Dupasquier blieb im Gegensatz zu Sasaki und Alcoba lange regungslos auf dem Asphalt liegen. Der Greyerzer wurde auf der Strecke stabilisiert und nach rund einer Dreiviertelstunde mit dem Helikopter ins Spital geflogen.
Dort seien gemäss der italienischen Nachrichtenagentur Ansa sofort eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt worden. Ob Dupasquier nach dem Unfall ansprechbar war, ist nicht bekannt.
Er gilt als grosses Talent
Dupasquier gilt als grosses Talent im Schweizer Motorradsport und fährt seine zweite Saison in der Moto3-Klasse. In dieser Saison überzeugte der Freiburger mit konstanten Resultaten. Er war in den ersten fünf Rennen des Jahres nie schlechter als im 13. Rang klassiert. Sein bestes Resultat lieferte der Zehnte der WM-Gesamtwertung mit Platz 7 beim Grand Prix von Spanien in Jerez Anfang Mai ab.
Die Pole-Position in der dritthöchsten Klasse sicherte sich der Japaner Tatsuki Suzuki (Honda) vor dem spanischen WM-Leader Pedro Acosta (KTM). Suzuki widmete die Pole-Position Dupasquier. Er zeigte sich vom Unfall des Schweizers ebenso betroffen wie alle anderen Piloten.
Lüthi nur im 28. Rang
Tom Lüthi nimmt das Rennen vom Sonntag in der Moto2-Kategorie nur von Platz 28 aus in Angriff. Nur drei Fahrer klassierten sich im Qualifying langsamer als der Berner, der weiterhin nicht auf Touren kommt. Am ersten Trainingstag am Freitag war der 34-jährige Routinier gestürzt, blieb aber unverletzt.
Von der besten Position startet der Spanier Raul Fernandez ins Rennen. In der MotoGP-Kategorie ging die Pole-Position an Fabio Quartararo.