Nach seinem überlegenen Start-Ziel-Sieg vor einer Woche im Grand Prix der Steiermark fuhr Verstappen auch im gleichenorts ausgetragenen Grossen Preis von Österreich ein einsames Rennen. Von der Pole-Position gestartet drehte der WM-Leader auf dem Red-Bull-Ring, wo erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder grosse Zuschauermassen zugelassen waren, einsame Kreise.
Er konnte es sich in der Schlussphase sogar leisten, neue Reifen zu holen, um damit eine schnellste Rennrunde aufzustellen, die mit einem weiteren WM-Punkt belohnt wurde. Seine in Scharen aus den Niederlanden angereisten Fans waren aus dem Häuschen und zeigten dies mit orangefarbenen Bengalo-Rauch.
Im Ziel wies Verstappen einen Vorsprung von fast 18 Sekunden auf Valtteri Bottas im Mercedes aus. Weil dessen Teamkollege Lewis Hamilton in der zweiten Rennhälfte mit einem Schaden am Unterboden zu kämpfen hatte, war für einmal der Finne die Nummer 1 im Weltmeister-Team. Hamilton musste sich hinter Lando Norris im McLaren mit Platz 4 begnügen.
Verstappens Rekordsieg
Mit seinem fünften Saisonsieg, dem dritten in Folge und dem 15. insgesamt in der Formel 1, schaffte Verstappen zugleich Historisches. Dem Niederländer gelang es als erstem Fahrer, vier Mal in Spielberg als Erster abgewinkt zu werden. Auf drei Siege wie Verstappen hatte es in der Steiermark einst auch Alain Prost gebracht. Mit der Bestmarke baute Verstappen seine Führung in der WM-Wertung weiter aus. Nach 9 von 23 Rennen weist er 32 Punkte Vorsprung auf Hamilton auf.
Während Verstappens Aussichten auf den ersten WM-Titel immer besser werden, spitzt sich die Lage für Hamilton mehr und mehr zu. Mit drei Siegen aus den ersten vier Rennen hat die Saison für den Titelverteidiger eigentlich ausgezeichnet begonnen. Doch seit ein paar Wochen fährt Hamilton seinen eigenen Ansprüchen hinterher. Die Dominanz vergangener Jahre ist weg. Zuletzt blieb der Engländer 2016, als er im Titelrennen seinem damaligen Teamkollegen Nico Rosberg unterlegen war, fünf Rennen hintereinander ohne Sieg.
Trotzdem hat Hamilton den Glauben daran nicht verloren, mit Mercedes seinen achten WM-Titel realisieren zu können und damit zum alleinigen Rekordweltmeister aufzusteigen. Dass er seinen Ende Saison auslaufenden Vertrag mit den Silberpfeilen bereits am letzten Freitag bis Ende 2023 verlängert hat, begründete der 98-fache GP-Sieger auch damit, dass er in den kommenden Wochen den Fokus voll auf den WM-Kampf mit Verstappen legen will.
Nun kommt Hamiltons Terrain
Am übernächsten Wochenende steht für Hamilton mit dem Grand Prix von Grossbritannien das Heimrennen an. Positiv stimmen dürfte ihn, dass er von den letzten acht Rennen in Silverstone sechs gewonnen hat. Doch angesichts der Souveränität, mit der Verstappen seine letzten Siege eingefahren hat, ist es alles andere als sicher, dass Hamilton in seiner Heimat auf die Siegerstrasse zurückkehren wird. Laut Helmut Marko, dem Sportchef von Red Bull, konnte man es sich am Sonntag sogar leisten, die Leistung an Verstappens Auto zwischenzeitlich zu drosseln.
Der einzige Wermutstropfen für Red Bull beim Heimauftritt in Spielberg war, das man den erhofften Doppelsieg nicht realisieren konnte. Das lag vor allem daran, weil Verstappens Teamkollege Sergio Perez in seinem 200. Grand Prix mehr Straf- als WM-Punkte sammelte. Nachdem der Mexikaner nach einem ungestümen Überholmanöver gegen Norris früh im Kiesbett gelandet und von Platz 3 auf 10 zurückgefallen war, lieferte er sich im Mittelfeld einige erbitterte Duelle mit Ferrari-Fahrer Charles Leclerc. Gleich zweimal wurde Perez daraufhin mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt. Im Klassement wurde er letztlich hinter Carlos Sainz im anderen Ferrari als Sechster geführt.
Frust statt WM-Punkte für Alfa Romeo
Die Fahrer des Teams Alfa Romeo klassierten sich auch im zweiten Grand Prix in Spielberg ausserhalb der Punkteränge. Antonio Giovinazzi und Kimi Räikkönen beendeten das Rennen auf den Rängen 14 und 15, was fast ihren Startplätzen (15./16.) entsprach.
Räikkönen war nach einem späten Boxenstopp bis kurz vor Schluss in Schlagdistanz mit Fernando Alonso (10.) und George Russell (11.), die sich ein heisses Duell um den letzten WM-Punkt lieferten. In der letzten Runde kollidierte der Finne jedoch mit dem Aston Martin seines Kumpels Sebastian Vettel, worauf beide im Kiesbett landeten. Die Jury gab Räikkönen die Schuld am Unfall und bestrafte ihn mit einem Zeitzuschlag von 20 Sekunden.
Das Rennen von Antonio Giovinazzi war bereits nach der Startrunde kaputt. Der Italiener musste nach einer Berührung mit Esteban Ocon einen ungewollt frühen Boxenstopp einlegen. Dazu kassierte Giovinazzi wegen Überholens während der anschliessenden Safety-Car-Phase eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt.
So blieb für den Zürcher Rennstall am Ende nur der Frust. Weil auch die direkte Konkurrenz leer ausging, konnte Alfa Romeo trotz dem dritten «Nuller» hintereinander den 8. Platz in der Konstrukteurs-Wertung behaupten.