Lyles konnte sich erst auf den letzten Metern absetzen. Am Ende setzte er sich aber mit 19,83 Sekunden deutlich vor dem Kanadier Andre De Grasse (19,95) durch, der schon über 100 m als Dritter auf dem Podest gestanden hatte. Bronze sicherte sich der Ecuadorianer Alex Quinonez (19,98).
Zwar zündete Lyles im Final kein Feuerwerk - er lief in diesem Jahr mit 19,50 Sekunden schon deutlich schneller -, dennoch ist er einer, der einst in die Fussstapfen des zurückgetretenen Superstars Usain Bolt treten könnte. Einerseits ist der erst 21-Jährige ein Entertainer, anderseits hat er eine spezielle Vorgeschichte. Als Kind litt er unter chronischem Husten, was sich als schweres Asthma herausstellte. Das kostete ihn viel Substanz, oft konnte er nicht einmal richtig essen. Er musste gar einmal in der Woche in den Spital. Sport war damals kein Thema.
Nichtsdestotrotz hatte Lyles immer wieder verrückte Ideen. Einmal ging er als Superheld auf die Strasse - das T-Shirt und die lange Unterhose hatte er selber grün gefärbt. Von dieser Phantasie zeugen seine Socken, die einen Bezug zu seinen Helden aus dem Kino und aus Trickfilmen haben.
Für Lyles gibt es gemäss eigener Aussage keine Grenzen. Er lief im Traum schon einmal einen Weltrekord über 100 m - 9,41 Sekunden. Davon ist er zwar noch ein Stück weit entfernt. Der erste WM-Titel ist aber schon einmal ein guter Anfang.
Packendes Duell im Stabhochsprung
Im Stabhochsprung der Männer lieferten sich der Amerikaner Sam Kendricks und der Schwede Armand Duplantis einen packenden Zweikampf. Beide übersprangen 5,97 m im dritten Versuch, auf 6,02 war dann aber Schluss. Weil Kendricks einen Fehlversuch weniger verzeichnete, verteidigte er den Titel erfolgreich.
Duplantis hat allerdings noch Zeit, ist er doch erst 19 Jahre alt. Der letztjährige Europameister wird nicht umsonst als «Wunderkind» bezeichnet. Dahinter steckt allerdings harte Arbeit. Es war für ihn normal, nach der Schule nach Hause zu kommen und in denselben Kleidern noch ein paar Sprünge zu machen. Duplantis will nicht weniger als der beste Stabhochspringer aller Zeiten werden. Noch stahl im Kendricks die Show. Rang 3 ging an den Polen Piotr Lisek. Die ersten drei standen schon früh fest, da die übrigen Springer nicht über 5,70 m hinauskamen.
Im Rennen über 800 m der Männer lief Donavan Brazier in einer eigenen Kategorie. Der 22-Jährige sicherte den USA den ersten WM-Titel überhaupt über 800 m. Den zweitplatzierten Bosnier Amel Tuka distanzierte er mit 1:42,34 Minuten um 1,13 Sekunden. Dritter wurde der Kenianer Ferguson Cheruiyot Rotich (1:43,82).
Im Speerwurf der Frauen lag die Australierin Kelsey-Lee Barber vor dem letzten Versuch bloss an vierter Stelle. Dann warf die 28-Jährige 66,56 m und übernahm die Spitze. Die Konkurrentinnen vermochten nicht mehr zu reagieren. Silber und Bronze sicherten sich die Chinesinnen Liu Shiying (65,88) und Lyu Huihui (65,49). Barber und Liu schafften zum ersten Mal an einer WM den Sprung in die Top 3.