Die Equipe um Michel Sorg erlebte in Japan eine Woche zum Vergessen - zumindest aus sportlicher Sicht. Nach der Schlappe im Einzel entsprach auch Platz 5 im Team-Springen vom Samstag nicht den Erwartungen. Die an sich ordentliche Klassierung schönt sogar die gezeigten Leistungen. Ohne die Elimination von Frankreich, die Aufgabe von Deutschland und den Verzicht Grossbritanniens hätte auch das Resultatblatt den bescheidenen Auftritt widerspiegelt.
Am Ursprung der Misere stand nicht der Rookie Bryan Balsiger, der nach dem Blankoritt am Freitag nun in der entscheidenden Runde 16 Strafpunkte sammelte, oder der Routinier Beat Mändli, der im Einzel chancenlos blieb. Die schwache Woche fusst auf Europameister Martin Fuchs und dem Champion Steve Guerdat. Die beiden lieferten nicht.
«Über das ganze Turnier gesehen fehlten sowohl bei den Reitern als auch bei den Pferden die letzten paar Prozent», sagte Guerdat. Als Sportler sei er enttäuscht, als Mensch aber froh, dass er in Tokio überhaupt habe starten können. «Ich gebe nicht auf. Ich sage es mal so: wir sehen uns in Paris!»
Revanche an EM
Equipenchef Sorg musste ausgerechnet bei seiner Grossanlass-Premiere Erklärungen für das Scheitern abgeben. «Wir arbeiten im Duo mit einem Pferd. Da spielen viele Faktoren rein.» Er geht davon aus, dass letztlich nur Kleinigkeiten den Unterschied ausgemacht haben. «Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. In drei Wochen stehen die Europameisterschaften an», betonte der Romand.
Mit einer Medaille von Olympischen Spielen zurückkehren, das ist immer ein hohes Ziel, aber mit den Weltnummern 2 und 3 im Team ein realistisches. Der Blick in die Statistik verdeutlicht allerdings die Schwierigkeit dieses Vorhabens. Die Schweiz gewann noch nie Gold im Team-Event. Die Bronzemedaille 2008 kam erst nach dem CAS-Entschied, Norwegen zu disqualifizieren, zustande. Und in Sydney 2000 beendete die Schweiz eine Durststrecke von 76 Jahren, nachdem zuvor letztmals mit Silber 1924 ein Team-Podestplatz herausgeschaut hatte.
Fragwürdiger Modus
Von Tokio 2021 werden im Springreiten primär die Diskussionen um den Modus in Erinnerung bleiben. Das IOC und der Weltverband wollten gegen den Willen der Reiter und der Equipenchefs mehr Drama. Und das gab es - auch auf Kosten der Pferde. Wegen des fehlenden Streichresultats wurden die Vierbeiner solange über den Parcours gehetzt, bis es in einem Fall sogar zum Sturz kam. Beim gängigen Modus hätte der Reiter zum Wohl des Pferdes schon längst die Reissleine gezogen und den Parcours abgebrochen.
Mit Schweden setzte sich zwar kein Zufallssieger durch, aber an diesem Tag hätte die Krone Frankreich gebührt. Die Schlussreiterin Pénélope Leprevost war auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung, sogar ein Abwurf lag drin. Ihr Vancouver de Lanlore verweigerte jedoch vor der zweifachen Kombination nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. Aus, vorbei - fragwürdiges Drama pur, wie gewollt.