Mit den Plätzen 13 und 16 im Mehrkampf-Final und dem hervorragenden 6. Platz mit dem Team übertraf die Mannschaft von Nationaltrainer Laurent Guelzec in Tokio ihre Ziele. Der Exploit eines Einzelnen, die Qualifikation für einen Gerätefinal, fehlte zwar, der Gewinn des olympischen Diploms mit dem Team stand aber über allem.
Die positiven Schlagzeilen tun den neuen Verantwortlichen des Schweizerischen Turnverbandes gut. Nach all den Turbulenzen rund um die Rhythmischen Gymnastik und dem noch laufenden Verfahren gegen den Frauen-Nationaltrainer Fabien Martin lieferten die Athleten wie bereits an der EM in Basel positive Schlagzeilen.
Auch im Männer-Team waren die letzten zwölf Monate nicht ohne Komplikation verlaufen. Der Abgang des langjährigen und verdienten Nationaltrainers Bernhard Fluck vor einem Jahr erfolgte im Unfrieden, auch die zwei Posten der Assistenztrainer wurden neu besetzt, ehe im Frühjahr Oliver Hegi unverhofft kurz vor der Heim-EM zurücktrat.
Über Jahre gefestigt
Von den personellen Veränderungen liess sich die Mannschaft aber nicht aus der Ruhe bringen. Sie wuchs über all die Jahre an Widerständen und war am Ende so gefestigt, dass sie ihr übergeordnetes Ziel nicht aus den Augen verlor.
Die eigentliche Entdeckung des Jahres ist Benjamin Gischard. Der 25-Jährige gewann in Basel mit EM-Silber am Boden nicht nur seine erste Einzelmedaille an internationalen Titelkämpfen, in Tokio war der Captain des Teams etwas überraschend auch der beste Mehrkämpfer. Alle seine 15 Übungen zog er ohne groben Schnitzer durch.
«Er hatte bislang immer etwas im Schatten der anderen gestanden», sagte David Huser, der Chef Spitzensport im STV. «Menschlich kann er die Lücke schliessen, die Pablo innerhalb der Mannschaft hinterlassen wird.» Sportlich wird Gischard vorerst aber fehlen. Neben Rückenproblemen machte ihm zuletzt auch eine entzündete Bizepssehne in der rechten Schulter zu schaffen, weswegen eine Operation angedacht ist. Für die Teilnahme in Tokio musste er sich fit spritzen lassen.
Gischard wird aber einer der Pfeiler im Hinblick auf die Spiele in Paris bleiben. Noch nicht konkret sind die Pläne von Eddy Yusof. Der 26-jährige Zürcher war eine der grossen Stützen bei allen Team-Erfolgen seit der WM 2014 in Nanning. «Ich bin einer, der von Tag zu Tag plant, maximal von Woche zu Woche.» Für ihn dürfte ebenso wie für Christian Baumann Paris 2024 aber zum Thema werden, zumal der Zyklus für einmal nur drei Jahre dauern wird.
Mit Andrin Frey, Noe Seifert und Marco Pfyl haben an der EM in Basel drei junge Turner ihre Fähigkeiten angedeutet. Auch Taha Serhani und Henji Mboyo haben an einzelnen Geräten schon einen EM-Final erreicht. «Es wird durch die Abgänge von Oli und Pablo sicher eine kleine Lücke geben», sagte Gischard. «Aber unsere Jungen haben Potenzial.» Der STV darf zuversichtlich in die Zukunft schauen.