Lange, sehr lange musste Lara Gut-Behrami auf diesen Triumph an Olympischen Spielen warten. 2010 in Vancouver hatte sie wegen einer Hüftverletzung verpasst. Vier Jahre später in Sotschi gab es zwar Abfahrts-Bronze, doch der eine Zehntel, den sie auf die Ex-aequo-Siegerinnen Dominique Gisin und Tina Maze eingebüsst hatte, ärgerte Gut-Behrami sichtlich.
Endlich stimmte am Tag X alles
Dann die Enttäuschungen 2018 in Pyeongchang: 4. Platz in ihrer Paradedisziplin Super-G, zur drittklassierten Liechtensteinerin Tina Weirather fehlte ihr dabei nur ein Hundertstel. Dazu kam das Ausscheiden in der Abfahrt und im Riesenslalom. Doch an diesen Winterspielen in Peking fand Gut-Behramis Warten ein Ende, endlich stimmte am Tag X alles. Vier Tage nach dem Gewinn von Bronze im Riesenslalom kurvte Tessinerin auf dem eher einfachen Parcours überzeugend zur Goldmedaille.
Damit ist ihre Karriere-Bilanz – gut 14 Jahre nach ihrem Debüt im Weltcup – nun so vollständig wie makellos: neben drei Olympia-Medaillen ist sie Doppel-Weltmeisterin im Super-G und Riesenslalom in Cortina 2021, dazu kommen sechs weitere WM-Medaillen, der Gesamtweltcupsieg von 2016, drei kleine Kristallkugeln im Super-G, 34 Weltcupsiege (davon 17 im Super-G) und insgesamt 64 Podestplätze.
Gisins starke Reaktion
Michelle Gisin zeigte eine starke Reaktion auf die zwei Tage zuvor im Slalom erlittene Enttäuschung, als sie im Finaldurchgang vom 2. in den 6. Rang zurückgefallen war. Diese am Mittwoch verpasste Olympia-Medaille gewann die 28-jährige Engelbergerin dafür unverhofft im Super-G. Für sie ist es nach 2018 in Pyeongchang, wo sie Gold in der Kombination gewonnen hatte, die zweite Medaille an Olympischen Spielen.
Drei Zehntel verlor Gisin auf ihre siegreiche Teamkollegin. Die mit der Nummer 4 gestartete Obwaldnerin hatte sich nach ihrer Fahrt zunächst über die acht Hundertstel Rückstand auf Mirjam Puchner geärgert. Die Österreicherin, die bei der letzten Zwischenzeit nur an der neunten Stelle gelegen hatte, preschte auf dem flachen Schlussteil noch auf den 2. Rang vor.
Eine grosse Enttäuschung setzte es hingegen für Corinne Suter ab. Die Schwyzerin, im Super-G vor Jahresfrist in Cortina neben Gut-Behrami und auch 2019 in Are auf dem WM-Podest, verlor 0,98 Sekunden auf Gut-Behrami und wurde nur 13. Die Bündnerin Jasmine Flury klassierte sich sechs Hundertstel vor Suter im 12. Rang.
Italienerinnen weit zurück
Eine Schlappe mussten die Italienerinnen einstecken, welche im Weltcup alle Super-G der Saison für sich entschieden hatten. Sofia Goggia hatte wegen ihrer Knieverletzung auf einen Start verzichten müssen. Für Federica Brignone, die Führende in der Disziplinen-Wertung, blieb als beste Italienerin nur der 7. Platz. Gar nur Neunte wurde die Amerikanerin Mikaela Shiffrin, die bei ihren ersten zwei Einsätzen an diesen Winterspielen ausgeschieden war und danach gezögert hatte mit dem Entscheid, ob sie im Super-G starten soll.
Ester Ledecka, die Sensations-Olympiasiegerin von 2018 im Super-G, belegte Rang 5. Zu Bronze fehlten ihr nur 13 Hundertstel. Zwischen der drittklassierten Gisin und Ledecka reihte sich die Österreicherin Tamara Tippler ein.