Er war in diesem Winter auch im Slalom sehr oft im Kreis der Besten dabei, für eine Klassierung unter den ersten drei hatte es ihm allerdings erst einmal gereicht, vor vier Wochen in Chamonix, in jenem denkwürdigen, völlig verrückt verlaufenen Rennen mit den grossen Umstürzen in der Rangliste aufgrund der immer prekärer werdenden Pistenverhältnisse.
Meillard hatte Platz 2 hinter Teamkollege Daniel Yule belegt, der von Rang 30 ganz an die Spitze stürmte und etwas vollbrachte, was zuvor noch keinem Fahrer im Weltcup gelungen war. Der Neuenburger mit Wohnsitz im Wallis seinerseits, der sich im zweiten Durchgang um drei Positionen verbesserte, gehörte am Fusse des Mont Blanc zu den Konstantesten.
Aspen liegt Meillard
Konstanz – da war der Slalom in Chamonix aus Meillards Sicht bis zu diesem Wochenende eine Ausnahme. Die leistungsmässige Ausgewogenheit liess der Romand ansonsten vermissen. Nie gelang es ihm zuvor in dieser Saison in einem Rennen zwei Fahrten ohne Zwischenfall hinter sich zu bringen.
Den eigenen Erwartungen war Meillard vor seinen überzeugenden Auftritten in Aspen in den vergangenen Wochen lediglich noch ein einziges weiteres Mal gerecht geworden. Ende Januar egalisierte er im ersten von zwei Super-G in Garmisch-Partenkirchen mit Rang 3 sein Bestergebnis in dieser Disziplin auf Stufe Weltcup. Podestplätze im Super-G, im Slalom, zweimal im Riesenslalom und jetzt die Siegpremiere im Slalom - der Hochbegabte ist an einem perfekten Tag an vielen Fronten zu Grossem fähig.
Die herausragende Bilanz in Aspen entschädigte Meillard für einiges, was in dieser Saison schiefgelaufen war. Vor dem Podestplatz im Super-G auf der Kandahar-Piste hatte er von «nicht einfachen Wochen gesprochen». Zur sportlichen Steigerung gesellte sich die Besserung an der Materialfront. Das neue Bindungssystem seines Ausrüsters, das bei Meillard zwischenzeitlich für zusätzliche Sorgenfalten gesorgt hatte, funktionierte vorerst nicht einwandfrei. Die Wandlung zum Guten war dem Vertrauen im Allgemeinen und in die neue Errungenschaft im Besonderen förderlich.
Schwierige Bedingungen
Das Selbstbewusstsein, das schon in den Riesenslaloms, in denen er hinter Marco Odermatt jeweils Rang 2 erreicht hatte, die Basis zum Erfolg war, nahm Meillard in den Slalom mit. Er meisterte die erneut schwierigen Aufgaben bravourös. Er blieb beide Male ohne nennenswerten Fehler, im ersten Lauf war er zusammen mit Noël der Konkurrenz deutlich überlegen. Mit 27 Hundertsteln Rückstand auf den Franzosen lag er auf Platz 2, alle anderen büssten schon mehr als eine Sekunde auf Noël ein.
Mit seiner zweiten Fahrt legte Meillard noch einen drauf. Erneut fuhr er bestechend sicher, obwohl er das Risiko nicht scheute, auf Sieg fuhr. Er fühlte sich wohl bei den herrschenden Bedingungen, die nach grossen Neuschneemengen nicht mehr die gleichen, aber ebenso schwierig waren wie zuvor. Er fand Verhältnisse vor, bei denen seine technischen Fähigkeiten in vollem Umfang zum Tragen kamen.
Geduld hat sich ausgezahlt
Der Sieg war eine gute Minute nach Meillards Zieldurchfahrt Tatsache. Noël hielt der enormen Herausforderung nicht stand; er schied nach einem Einfädler aus. So war Meillard zeitlich betrachtet in der Schlussrangliste allein auf weiter Flur. Der Deutsche Linus Strasser auf Platz 2 lag 89 Hundertstel zurück, der Norweger Henrik Kristoffersen auf Platz 3 bereits 1,17 Sekunden.
«Das ist das perfekte Ende eines fantastischen Wochenendes», freute sich Meillard nach seinem dritten Weltcup-Sieg. Erster war er schon vor vier Jahren im Parallel-Riesenslalom in Chamonix und vor einem guten Jahr im Riesenslalom in Schladming gewesen. Seither musste er auch geduldig sein. «Ich hatte in zwei Rennen das Selbstvertrauen verloren, aber zehn gebraucht, um es zurückzugewinnen.»
Der Sieg war auch Lohn für diese Geduld. Am Sonntag war Meillard im Kreis der Besten der Allerbeste.
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(sda)