Odermatt hatte schon die verkürzte Abfahrt am Donnerstag überlegen gewonnen. Nun holte sich der 26-Jährige mit einer weiteren nahezu perfekten Fahrt auch den prestigeträchtigen Sieg über die Originaldistanz. Es ist sein zweiter Abfahrtssieg im Weltcup in Folge, nachdem er sich in der schnellsten Disziplin lange hatte gedulden müssen. Achtmal war er zuvor Zweiter, dreimal Dritter geworden.
Die Differenz zum formstarken Sarrazin, der in Wengen als einziger einigermassen an das Level von Odermatt herankam und das Berner Oberland mit zwei 2. Plätzen in den Abfahrten und dem Sieg im Super-G verlässt, war wiederum fast identisch wie an den Vortagen: Am Donnerstag hatte Odermatt mit 58 Hundertsteln Vorsprung gewonnen, nun trennten die beiden momentan stärksten Speedfahrer 59 Hundertstel. Den Sieg im Super-G hatte sich Sarrazin mit ebenfalls 58 Hundertsteln Vorsprung vor dem Schweizer geholt.
Odermatts magistrale Fahrt
Marco Odermatt zauberte einen regelrechten Husarenritt in den Schnee vom Wengen. Im Ziel lag er mehr als 2,5 Sekunden vor dem zu diesem zeitpunkt zweitklassierten Franzosen Adrien Theaux. Das habe er auch noch nie geschafft, meinte Odermatt im Nachinein. «Es waren viele gute Fahrer schon unten und man weiss, in Wengen ist eine tiefe Startnummer ein Vorteil. Da wusste ich, meine Zeit wird schwer zu schlagen», sagte Odermatt nach dem Rennen in die zahlreichen Mikrofone der Medienschaffenden.
Quelle: TeleBärn / CH Media Video Unit / Jeannine Merki
Die übrige Konkurrenz vermochte nicht ansatzweise mit Odermatt mitzuhalten. Dominik Paris schaffte es mit 1,92 Sekunden Rückstand auf das Podest. Niels Hintermann liegt 2,74 Sekunden hinter dem derzeitigen Weltcup-Dominator im 8. Rang.
Kilde schwer gestürzt
Überschattet wurde die erste Lauberhorn-Abfahrt über die Originaldistanz seit 2020 von einem schweren Sturz von Aleksander Kilde. Der Norweger verlor im Ziel-S die Kontrolle und prallte heftig in die Fangnetze.
Kilde, der seit dem Jahreswechsel von einer Erkältung geschwächt ist, sich in der Abfahrt und im Super-G am Donnerstag und Freitag dennoch als Dritter auf dem Podest klassiert hatte, war nach dem Sturz bei Bewusstsein. Er blieb aber liegen und musste mit dem Helikopter abtransportiert werden. Dem Augenschein zufolge zog sich der Lauberhorn-Sieger von 2022 und 2023 eine Schnittwunde am Bein zu. Laut ORF zog sich der Norweger einen offenen Unterschenkelbruch zu. Das Rennen wurde für eine längere Zeit unterbrochen.
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Am Donnerstag und Freitag waren in Wengen bereits Marco Kohler und Alexis Pinturault schwer gestürzt. Beide zogen sich Kreuzbandrisse zu. Für Odermatt eine schwierige Situation, zwischen Freude und Mitgefühl für die Freunde und Rivalen aus dem Skizirkus. «Dieses Wochenende zeigt, wie brutal unser Sport ist», sagt der Zentralschweizer.
Vollgepackter Weltcup-Kalender sorgt für Kritik
Im dritten Speedrennen innert 48 Stunden bekundeten am Samstag neben Kilde, der als einer der fittesten Athleten im Ski-Weltcup gilt, auch viele andere Fahrer Probleme. In der Summe werfen die Vorfälle ein schlechtes Licht auf den so dicht wie noch nie bepackten Weltcup-Kalender, zumal den drei Rennen in Wengen auch noch zwei Abfahrtstrainings vorangingen.
Niels Hintermann meinte gegenüber SRF: «Am Freitag hatten wir den längsten Super-G, heute die längste Abfahrt. Die Fahrzeit im Rennen am Donnerstag dauerte auch fast 1:45 Minuten. Es sind lange Tage, die Zeit zur Erholung ist sehr kurz. Die Stürze ergaben sich zwar aus Fahrfehlern, aber es waren wohl erzwungene Fahrfehler.»
Auch Cyprien Sarrazin hielt mit Kritik nicht zurück: «Drei Renntage hier, die mit der längsten Abfahrt enden, das ist zu viel, viel zu viel. Wenn wir sehen, wie Kilde, der Stärkste von uns allen, so stürzt, ist das nicht normal.» Am Sonntag steht in Wengen noch ein Slalom auf dem Programm.
(red/sda)
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