Eine Weile lang musste man für Novak Djokovic das Schlimmste befürchten. Die Weltranglisten-Erste aus Serbien, der in Paris seinen 18. Grand-Slam-Titel anstrebt, schien im Viertelfinal gegen Pablo Carreño Busta (ATP 18) unter beträchtlichen Schmerzen im linken Oberarm zu leiden und verlor gegen den Spanier den ersten Satz – seinen ersten im diesjährigen Turnier. Nach einer Behandlung auf dem Platz ging es für Djokovic aber stetig aufwärts.
Auch wenn er bis zum Ende unzufrieden, unruhig und nicht ganz schmerzfrei wirkte, hob er sein Niveau deutlich an. Es wäre auch zu kurios gewesen, wenn Carreño Busta wie am US Open von einem Missgeschick des Serben profitiert hätte. Dort war Djokovic im ersten Satz des Achtelfinals disqualifiziert worden, nachdem er mit einem aus Ärger weggeschossenen Ball eine Linienrichterin getroffen hatte. Es ist in 37 Spielen in diesem Jahr Djokovics einzige Niederlage. Nach gut drei Stunden behielt er diesmal mit 4:6, 6:2, 6:3, 6:4 die Oberhand – auch weil er 10 von 13 Breakbällen des zähen Spaniers abwehrte.
Im Halbfinal gegen den Weltranglisten-Sechsten Stefanos Tsitsipas am Freitag wird Djokovic aber topfit sein müssen, wenn er seinen zweiten French-Open-Titel weiter im Blickfeld behalten will. Nachdem der Grieche in der 1. Runde gegen den Spanier Jaume Munar die ersten zwei Sätze verloren hatte, gab er in den folgenden vier Spielen keinen Satz mehr ab.
Deutliche Kritik von Nadal
Probleme ganz anderer Art hatte Titelverteidiger Rafael Nadal am Abend respektive in der Nacht davor. Der Spanier steht zwar ohne Satzverlust im Halbfinal, war aber ungehalten - und das völlig zu Recht. Um 22.37 Uhr hatte er am Dienstagabend seinen Viertelfinal gegen Jannik Sinner beginnen können, um 01.25 Uhr hatte er den Dreisatz-Sieg im Trockenen. Nie zuvor war ein Spiel in Paris später zu Ende gegangen, bis vor einem Jahr wäre dies ohne Flutlicht auch gar nicht möglich gewesen.
Nadal übte deutliche Kritik an der Programmgestaltung. «Ich kann wirklich nicht verstehen, warum sie fünf Matches auf dem Chatrier (Court) angesetzt haben», sagte er zu später Stunde bei einer noch wenig besuchten Pressekonferenz. Der zwölffache Roland-Garros-Sieger störte sich weniger an der späten Stunde, die er sich als Spanier durchaus gewöhnt ist.
Natürlich sei es nicht ideal, um halb zwei fertig zu werden, aber das Problem sei das Wetter. «Es ist um die Zeit einfach viel zu kalt, um Tennis zu spielen.» Er wisse, dass Fussballer auch bei solchen Temperaturen spielten, aber Tennis sei anders. «Sie sind immer in Bewegung. Wir rennen auch, aber es gibt immer wieder Pausen. Es war schon etwas gefährlich für den Körper.» Immerhin erhält Nadal nun zwei Tage Pause, um sich wieder aufzuwärmen, ehe er am Freitag zum Halbfinal gegen Diego Schwartzman (ATP 14) antritt.