Der Rekordsieger mit sechs Masters-Titeln setzte sich gegen den als Nummer 8 gesetzten Italiener in 1:18 Stunden 7:6 (7:2), 6:3 durch. Beide Spieler hatten ihre Stärke beim Aufschlag und bekundeten viel Mühe beim Return. Einen ersten Satzball bei 6:5 und Aufschlag des Italieners konnte Federer nicht nützen, im Tiebreak lag er aber nie im Rückstand.
Vom Verlust erholte sich Berrettini nicht richtig, er gab im ersten Game des zweiten Satzes gleich zu null seinen Service ab. Danach hatte er nur einmal die Chance, das Blatt nochmals zu wenden. In einem Marathon-Game beim Stand von 4:3 mit insgesamt 16 Punkte wehrte der 38-jährige Basler aber die drei einzigen Breakchancen des Italieners ab und schaffte gleich im Anschluss mit einem zweiten Break den Matchgewinn.
«Immerhin habe ich verhindert, dass ich gleich alle drei Spiele verliere», freute sich Federer, der mit seiner Leistung im zweiten Spiel zufrieden war. «Nun hoffe ich, im nächsten Spiel nochmals etwas besser zu spielen.»
Das grosse Rechnen
Um bei der 17. Teilnahme an den ATP Finals zum 16. Mal die Halbfinals zu erreichen, braucht Federer aller Wahrscheinlichkeit nach am Donnerstag auch noch einen Sieg gegen den Topfavoriten Novak Djokovic. Je nach Resultat im Abendspiel zwischen Djokovic und Dominic Thiem könnten aber selbst zwei Siege nicht reichen oder schon eine knappe Niederlage genügen, um weiterzukommen. Am Ende könnte jedes einzelne Game entscheidend sein.
Er werde am Donnerstag sicher wissen, was es brauche, um weiterzukommen, erklärte Federer. Aber eigentlich spiele das keine grosse Rolle. Früher habe ihn das vielleicht noch mehr beschäftigt. «Aber wenn du dir sagst, ich muss den Satz 6:2 gewinnen statt 6:3, macht dich das nur wahnsinnig.» Am Ende müsse man einfach sein Spiel spielen, die Brechstange bringe gar nichts. Wenns dann nicht reiche, sei er halt im ersten Spiel gegen Thiem nicht gut genug gewesen.
«Am Schluss interessiert die Mathematik eigentlich nicht mehr. Die Frage ist: Hast du Lust, Djokovic zu schlagen? Hast du Lust, Federer zu schlagen?» Das sei Motivation genug. «Wenn ich dann gewinne und es dennoch nicht reicht, beende ich das Jahr immerhin mit einem schönen Erfolg.» Zudem geht es ja auch um die Revanche für den so schmerzhaft nach zwei vergebenen Matchbällen verlorenen Wimbledon-Final.
Selbst Berrettini hat noch eine kleine Chance, wenn Thiem am Abend gegen Djokovic klar verliert und am Donnerstag sowohl Djokovic gegen Federer als auch er selber gegen Thiem deutlich gewinnen. Vorläufig sind die ATP Finals aber nicht das Turnier der Italiener. Adriano Panatta (1975), Corrado Barazzutti (1978) und nun Berrettini weisen gemeinsam eine Bilanz von 0 Siegen und 8 Niederlagen auf.