Nach überzeugenden ersten Runden mit bloss sechs abgegebenen Games in zwei Spielen und dem Forfait von Stan Wawrinka im Viertelfinal liess Federer auch im Halbfinal gegen den Weltranglisten-Siebten Tsitsipas nichts anbrennen. In 78 Minuten bezwang er den 21-jährigen Griechen dank jeweils frühen Breaks 6:4, 6:4.
Gegen den nach einigen Kraftakten auf dem Weg in den Halbfinal etwas müden Aufsteiger des Jahres 2018, der ihn im Januar am Australian Open in den Achtelfinals in vier Sätzen bezwungen hat, gelang dem nach zwei spielfreien Tagen ausgeruhten Federer eine fast fehlerfreie Partie. Er musste bei eigenem Service erst im letzten Game einen Breakball abwehren und verzückte die 9000 Zuschauer mit mehreren Zauberschlägen, darunter einem Stoppball mit dem Return.
Sehr zufrieden sei er mit seiner Leistung, befand Federer. Nach ruhigen Tagen und viel Zeit mit den Kindern und einigen Treffen mit anderen Sportlern habe er auf dem Platz von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt, vor allem Mitte der Partie sei es ihm sehr gut gelaufen. Eine Erklärung für den zweiten Zweisatzsieg gegen Tsitsipas nach der Niederlage am Australian Open hatte er auch: «Ich zog taktisch die richtigen Schlüsse daraus, dass ich ihn in Melbourne und zuvor am Hopman Cup sechs Sätze lang nicht breaken konnte», so Federer. Am Hopman Cup hatte sich Federer in zwei Tiebreaks durchgesetzt.
Seit 23 Partien ungeschlagen
Federer baute seine Serie der Ungeschlagenheit in Basel damit auf 23 Spiele aus. Seine letzte Niederlage in der St. Jakobshalle datiert von 2013 (Finalniederlage gegen Juan Martin Del Potro). Nur noch der Überraschungsfinalist De Minaur (ATP 28) kann den nächsten Meilenstein des Schweizers verhindern. Der 20-jährige Grundlinienspezialist schlug im Halbfinal den Amerikaner Reilly Opelka (ATP 37) nach mehr als zweieinhalb Stunden 7:6, (7:2), 6:7 (4:7), 7:6 (7:3).
Zum vierten Mal in diesem Jahr machte De Minaur gegen den fast 30 Zentimeter längeren Opelka seinen Grössennachteil wett. Zwar schlug der 2,11 m grosse Opelka seine Asse 989 bis 1013 in diesem Jahr und übernahm er in dieser Rubrik die Spitze vor John Isner, spielerisch und läuferisch war der mit seiner Spielweise an Lleyton Hewitt erinnernde De Minaur aber klar besser.
«Einer der fünf Schnellsten»
«Was ich heute von ihm gesehen habe, hat mich beeindruckt. Er ist sicher einer der fünf schnellsten Spieler auf der Tour», sagte Federer über seinen Finalgegner, gegen den er noch nie gespielt und mit dem er auch noch nicht trainiert hat. Und: «Wer es heute als Junger so weit bringt, verfügt über gewisse Extras und muss körperlich fitter sein als früher. Einfach von der Grundlinie spielen können so viele.» Ohnehin habe er grössten Respekt vor Defensivkünstlern wie De Minaur: «Ich liebe und respektiere dieses Spiel.» Von ihm als Offensivspieler werde gegen solche Spieler mehr verlangt: «Ein Penalty reicht nicht. Du musst den Punkt mehrmals machen.»
De Minaur ist der erste australische Finalist in Basel seit Mark Philippoussis 1997 und der aktuell am besten klassierte Spieler seines Landes. Er gewann in diesem Jahr bereits drei Turniere und wird am Montag unabhängig des Final-Ausgangs erstmals in die Top 20 der Welt vorstossen. Gegen den vor Spielfreude strotzenden Federer ist der ungesetzte Youngster am Sonntag gleichwohl der klare Aussenseiter.