Frankreich als Los meinte es diese Woche gut mit der Schweiz. 3:0 steht es mittlerweile nach dem Sieg der Fussballnati an der Euro sowie den Erfolgen von Roger Federer gegen Adrian Mannarino und Richard Gasquet in Wimbledon. Das einstige Wunderkind Gasquet, noch die Nummer 56 der Welt, leistet dabei mit einem Zauberschlag eigentliche Aufbauhilfe.
Im zweiten Game des zweiten Satzes knallt Gasquet einen Smash Federers mit seiner einhändigen Rückhand noch schneller zum Winner zurück und geht 40:0 in Führung. «Da sagte ich mir, das kann ich auch», erzählt der bald 40-jährige Schweizer im Anschluss schmunzelnd. Hat er zuvor vor allem die Rückhand noch – wie im ersten Spiel, als er von der verletzungsbedingten Aufgabe Mannarinos profitierte - eher zögerlich gespielt, legt er den Schalter nun komplett um.
Fast wie früher
Federer gewinnt fünf Punkte am Stück und schafft das erste Break der Partie überhaupt. «Das gab viel Selbstvertrauen.» Danach ist er nicht mehr zu stoppen und erinnert phasenweise wieder an den Spieler, der im Rasen-Mekka schon achtmal – und damit so oft wie kein anderer – gewonnen hat. «Dann lief es fast wie von alleine, das habe ich unbedingt gebraucht. Wieder einmal eine Stunde die richtigen Entscheide treffen, gute Bälle und Winner schlagen. Es fühlte sich an wie früher, das war ein wunderbares Gefühl.»
Wichtig sei auch, dass er wieder einmal in einem Match nie den Aufschlag abgegeben hat. «Das war vielleicht eine Premiere, seit ich zurück gekommen bin.» Was Federer seit seinem Comeback im März nach über einem Jahr Pause und zwei Knieoperationen noch fehlt, ist diese Selbstverständlichkeit in Spielen. Am French Open zeigte er sie phasenweise, gegen Gasquet nun nach einem erneut verhaltenen Start ab dem Tiebreak des ersten Satzes über weite Strecken.
Statistik spricht für Federer
Bei offenem Dach und sogar etwas Sonne wirkt der bald 40-Jährige deutlich entspannter und zielstrebiger als noch am Dienstag beim zögerlichen Auftritt unter dem Dach und bei deutlich rutschigeren Bedingungen. Der Lohn ist bei der 22. Teilnahme zum 18. Mal der Einzug in die 3. Runde. In der 2., 3. oder 4. Runde (Achtelfinal) hat Federer auf dem Rasen von Wimbledon noch nie verloren.
Nun wird Cameron Norrie, die Nummer 34 der Welt, diese Statistik testen. Auf der ATP Tour spielten die beiden noch nie gegeneinander, am Hopman Cup Ende 2018 gewann der Schweizer aber deutlich 6:1, 6:1. In diesem Jahr haben aber nur zwei Spieler (Stefanos Tsitsipas und Andrej Rublew) mehr Matches für sich entschieden als der 25-jährige Londoner. Für Federer könnte von Vorteil sein, dass er sich gegen Mannarino schon an einen Linkshänder gewöhnen konnte.