Die Viertelfinals begannen für das viel gescholtene neue Format gleich wieder unbefriedigend. Obwohl die Anspielzeiten vorverlegt worden waren, endete das erste K.o.-Spiel wieder zur Geisterstunde vor fast leeren Rängen. Kanada setzte sich gegen Australien 2:1 durch. Vasek Pospisil und Denis Shapovalov gewannen das entscheidende Doppel gegen John Peers/Jordan Thompson 6:4, 6:4. Nick Kyrgios gelangte wegen einer Schlüsselbeinverletzung für die Australier nicht mehr zum Einsatz.
Die Kanadier stehen nach 1913 und 2013 zum dritten Mal im Halbfinal des Davis Cups. «Das ist unglaublich», freut sich Captain Frank Dancevic. «Wir reisten an und wussten nicht, was auf uns zukommen würde. Milos Raonic fiel verletzt aus. Dennoch hofften wir, dass etwas möglich sein würde. Und dann spielen die Jungs die ganze Woche lang besser als jemals zuvor.»
Kanada gewann dank Shapovalov (ATP 15) und Felix Auger-Aliassime (ATP 21) vor vier Jahren bereits den Davis-Cup der Junioren. Damals nahmen sich Shapovalov und Auger-Aliassime vor, das bei den «Grossen» zu wiederholen. Auf dem Parcours in die Halbfinals brauchte es Auger-Aliassime aber noch gar nicht - weil Vasek Pospisil, die Nummer 150 der Welt, nicht zu stoppen ist.
Pospisil bereitete sich an drei Challenger-Turnieren in Nordamerika auf Madrid vor, zwei davon gewann er. Bislang gewann die nominelle Nummer 4 des kanadischen Teams (hinter Brayden Schnur/ATP 103) alle drei Einzel.
Djokovics Effort beim Abgang
Mit der Niederlage Serbiens im zweiten Viertelfinal gegen Russland verlor das Davis-Cup-Finalturnier schon vor dem Wochenende den ersten grossen Star. Novak Djokovic spielte für Serbien gegen Russland zwar Einzel und Doppel, besiegte zuerst Karen Chatschanow 6:3, 6:3, kassierte im Doppel an der Seite von Viktor Troicki gegen Chatschanow und Andrej Rublew mit 4:6, 6:4, 6:7 (8:10) die entscheidende Niederlage. Djokovics Effort reichte fast: Die Serben erspielten sich drei Matchbälle, aber bei allen vier Matchbällen - den drei eigenen und dem einzigen der Russen - unterlief Djokovics Doppelpartner Troicki ein Fehler.
Die Serben und Novak Djokovic hätte der Davis Cup am Finalwochenende gut gebrauchen können. Vom Publikumsaufmarsch her überzeugte das neue Format in Madrid nicht, selbst wenn es den Organisatoren um den Fussballer Gerard Piqué (Barcelona) gelingen sollte, den Final vom Sonntag auszuverkaufen. Während der Vorrunde kamen nur dann 20'000 Zuschauer ins «Caja Magica», wenn Spanien spielte. Und 20'000 verkaufte Eintritte sind aufgeteilt auf sechs Länderspiele und zwei Sessions auch nicht übermässig viele.