Mit Maria Scharapowa gab am Mittwoch eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Frauen-Tennis ihren Rücktritt bekannt. Als erste Russin gewann die bald 33-Jährige aus Sibirien den Wimbledon-Titel und erklomm die Spitze der Weltrangliste.
«Tennis - ich sage ‹Auf Wiedersehen›», verkündete Scharapowa in einem in den Modezeitschriften «Vogue» und «Vanity Fair» exklusiv erschienen Beitrag. Während ihrer ganzen Karriere habe sie sich nie die Frage gestellt, ob das Ganze die Mühen wert sei. «Zuletzt war dies aber immer mehr der Fall.»
Die Nachricht vom Karrierenende Scharapowas überrascht nicht. Bereits nach ihrer Niederlage im Januar in der 1. Runde am Australian Open gegen Donna Vekic liess sie eine Rückkehr nach Melbourne offen. «Ich habe keine Kristallkugel», sagte Scharapowa damals in Down Under. Nach einer wegen einer Schulteroperation verkorksten Saison 2019, in der sie nur 15 Partien bestritt, hatte sie noch einmal einen Versuch unternommen und sich in Italien auf die Saison vorbereitet. Doch die Schmerzen in der Schulter verschwanden nie ganz.
Dass Scharapowa ihren Rücktritt in zwei Modemagazinen verkündete, passt zu der in Sibirien geborenen Russin, die den Grossteil ihres Lebens in den USA verbracht hat. Sie gehörte über Jahre zu den schillerndsten Persönlichkeiten auf der WTA-Tour, dank ihren Sponsoren-Aktivitäten war sie laut dem Wirtschaftsmagazin «Forbes» mehr als ein Jahrzehnt lang die bestverdienende Sportlerin der Welt. Nur Serena Williams (350 Millionen Dollar) soll in ihrer Karriere mehr Geld verdient haben als Scharapowa (325 Millionen Dollar), die 2013 mit «Sugarpova» eine eigene Süssigkeiten-Linie lancierte.
Auch sportlich gehörte Scharapowa über Jahre zur absoluten Spitze. Bereits als 17-Jährige gewann sie 2004 in Wimbledon ihren ersten Grand-Slam-Titel, vier weitere folgten. Ihren letzten grossen Erfolg feierte sie am French Open 2014, als sie sich im Final in drei Sätzen gegen die Rumänin Simona Halep durchsetzte.
Als eine von nur zehn Frauen schaffte Scharapowa den Karriere-Grand-Slam - mindestens einen Sieg an allen vier Major-Turnieren. 2004 gewann sie zudem die WTA Finals in Los Angeles, 2012 holte sie an den Olympischen Spielen in London Silber. Insgesamt 21 Wochen stand Scharapowa an der Spitze des WTA-Rankings.
2016 wurde Scharapowa wegen dem Gebrauch des ab jenem Jahr verbotenen Medikaments Meldonium für zwei Jahre gesperrt. Auch wenn die Sperre später auf 15 Monate reduziert wurde, erwies sich die Zwangspause als Bruch in der Karriere der Russin. Scharapowa fand danach nie mehr zu ihrer alten Stärke zurück. Ihren letzten von 36 WTA-Titeln gewann sie 2017 im chinesischen Tianjin, in der Weltrangliste schaffte sie nie mehr die Rückkehr in die Top 20. Zuletzt war sie nur noch die Nummer 373 des Rankings.