Die rund 1500 im Khalifa Komplex zugelassenen Zuschauer bereiteten Federer einen lauten Empfang, und sie wurden nicht enttäuscht. Zwar präsentierte sich der Schweizer wie erwartet nach der langen Pause noch nicht in Bestform. Aber er zeigte einen Match, der ein Versprechen für die kommenden Wochen und Monate ist. Er servierte stark, war in den entscheidenden Momenten parat und bewies Kampfgeist und Durchhaltewillen. «Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung», sagte Federer. «Ich wäre auch glücklich gewesen, wenn ich verloren hätte. Es war ein langer Weg zurück.»
Er habe so gespielt, wie er es sich vorgenommen habe. «Ich habe das Richtige getan, auch wenn der einer oder andere Schlag misslang», analysierte er. «Das wird mit zunehmender Matchpraxis besser werden, denke ich.» Speziell beim Return stimmte das Timing nicht immer. Federer schaffte das erste Break erst im allerletzten Game, als er mit einem schönen Rückhand-Winner seinen zweiten Matchball nutzte.
In seinem ersten Erstkampf seit dem verlorenen Halbfinal beim Australian Open 2020 gegen Novak Djokovic zeigte Federer eine breite Palette von Schlägen. Er versuchte vieles und riskierte vor allem nach dem verlorenen zweiten Satz einiges. Nicht alles ging so auf, wie gewünscht. Doch auffällig war, dass sich Federer durch die Fehlschläge nicht aus der Ruhe bringen liess. Nur kurz, Mitte des dritten Satzes, schien er mit sich zu hadern, bevor er die Kadenz erhöhte, zwei Breakbälle abwehrte und schliesslich zu seinen Matchbällen kam.
Dass Federer auch nach den beiden Knieoperationen und dem mühevollen Wiederaufbau nichts von seinem Selbstverständnis eingebüsst hat, wurde schon nach wenigen Minuten klar. Die ersten zehn Aufschläge kamen ins Feld. Als er dann in seinem dritten Servicegame erstmals über den zweiten musste, schlug er ein Ass. Er konnte insgesamt sehr zufrieden sein mit dem Aufschlag. Es war sein sicherster Wert an diesem Abend in Doha. Ihm unterlief kein Doppelfehler.
Match als Bestätigung
Er sei ziemlich nervös gewesen vor der Partie. «Es fühlte sich an, als wäre ich länger weg gewesen, als ich es tatsächlich war.» Dass er mit Evans mithalten konnte, erstaunte ihn nicht. Er hatte in den letzten Wochen einige Male mit dem formstarken Engländer, der Anfang Jahr sein erstes ATP-Turnier gewonnen hatte, trainiert und dabei festgestellt, dass er bereit ist. «Der Match war nun die Bestätigung.»
Das grösste Defizit scheint Federer, der erstmals mit seinen neuen Schweizer Schuhen antrat, noch in seinen Bewegungen und seiner Antizipation zu haben. «Es gibt noch Dinge, die ich verbessern kann.» Nach einer guten Stunde gegen Evans habe er sich nicht mehr ganz so gut gefühlt, aber dann wieder in den Match zurückgefunden und sein Spiel im dritten Satz etwas umgestellt. Die grössere Risikobreitschaft zahlte sich schliesslich aus.
Viertelfinal gegen Basilaschwili
Physisch überstand Federer seinen ersten Match nach der langen Zwangspause mit den beiden Knieoperation gut. «Ich fühle mich ausgezeichnet», betonte er kurz nach dem Sieg. Gern hätte er nun einen Tag Pause gehabt, doch bereits am Donnerstagabend um 18.00 Uhr Schweizer Zeit steht er wieder im Einsatz und sollte er weiter gewinnen, würde er am Samstag im Final seine vierte Partie in Folge bestreiten.
Der Weg dorthin führt für den dreifachen Sieger von Doha (2005, 2006 und 2011) zunächst über den Georgier Nikolos Basilaschwili (ATP 42). Gegen den 29-Jährigen aus Tiflis gewann er die einzige Begegnung beim Australian Open 2016 deutlich.