Sabatini mag an der Schweiz die ruhige Atmosphäre, sie fühlt sich hier frei. Ausserdem erfreut sie sich an den Bergen in der Nähe, diese bieten ihr die Möglichkeit, fit zu bleiben - sie fährt leidenschaftlich gerne Rad. Ausserdem passt die zurückhaltende Art der Schweizer zu ihrem Charakter, sie ist keine, die das Rampenlicht braucht. Früher war sie dermassen schüchtern und introvertiert, dass sie absichtlich viermal einen Halbfinal verlor, um nicht mit den Medien sprechen zu müssen, da ein Turniersieg realistisch war.
Ihre Persönlichkeit hielt sie aber nicht davon ab, dennoch eine grossartige Karriere hinzulegen. Als Juniorin gewann sie sechs Grand-Slam-Turniere, 1985 erreichte sie mit 15 Jahren und drei Wochen als bis dahin jüngste Spieler den Halbfinal am French Open in Paris, den sie gegen die spätere Siegerin Chris Evert verlor. Ihre Rivalität mit Steffi Graf ist legendär. Die beiden traten 40 Mal gegeneinander an, wobei sich Sabatini elfmal durchsetzte. An einem Grand-Slam-Event gewann sie allerdings nur eines von zwölf Duellen - 1990 den Final am US Open. Es war ihr einiger Erfolg an einem Major-Turnier. Einem zweiten am nächsten kam sie 1991 in Wimbledon, als sie im Final gegen Graf im dritten Satz 5:4 und 6:5 führte, ehe sie 6:8 verlor.
Obwohl Sabatini ohne Graf wohl einige Titel mehr gewonnen hätte - insgesamt waren es 27 auf der WTA-Tour -, bezeichnete sie es als Glück, in der gleichen Zeit wie die Deutsche, Monica Seles oder auch Evert und Martina Navratilova aktiv gewesen zu sein. Über Graf, zu der sie eine Freundschaft pflegt und mit der sie 1988 in Wimbledon im Doppel triumphierte, sagte sie: «Sie war immer besser, aber aus diesem Grund konnte sie das Beste aus mir herausholen.»
Sabatini verfügte über eine spektakuläre einhändige Rückhand. Ihr höchste Klassierung in der Weltrangliste war der 3. Platz. Dass sie nie den Sprung nach ganz vorne schaffte, hat für die Südamerikanerin auch mit dem Ruhm zu tun, der ihr zu schaffen machte. Gegenüber der Tageszeitung «La Nacion» sagte sie einst, dass sie den Rummel um ihre Person wohl nicht ertragen hätte, wenn sie die Nummer eins der Welt geworden wäre.
1996 im Alter von erst 26 Jahren entschloss sich Sabatini, die Karriere zu beenden. Der Entscheid war wohlüberlegt: «Ich war müde und hatte das Gefühl, nichts Anderes im Leben gemacht zu haben.» Zwei Jahre arbeitete sie mit einem Psychologen, um herauszufinden, ob es sich um eine momentane Phase handelte. «Nichts was ich tat, machte mir mehr Freude. Mir war die Energie ausgegangen», blickte sie zurück. «Das Tennis hat mir aber sehr viel mehr gegeben, als es mir genommen hat.»
Den damaligen Schritt hat Sabatini, die 2006 in die Tennis Hall of Fame aufgenommen wurde, bis heute nie bereut. Sie ist nun eine erfolgreich Geschäftsfrau und hat eine nach ihr benannte Parfum-Linie etabliert. Den ersten Duft veröffentlichte sie bereits mit 19 Jahren. Mit ihrem Geld - sie verdiente alleine mehr als 8,6 Millionen Dollar an Preisgeld - tut sie viel Gutes, wie beispielsweise bedürftigen Kindern zu helfen. Ihrem Naturell entsprechend hängt sie das aber nicht an die grosse Glocke. Im Juni 2019 wurde sie in Paris mit dem «Philippe Chatrier Award» für bedeutende Beiträge auf und neben dem Tennisplatz ausgezeichnet.
Ihren Sport verfolgt sie zwar nach wie vor, als Coach würde sich Sabatini aber nicht verpflichten lassen. Sie reist lieber, um Länder zu erkunden oder geniesst die Ruhe der Schweiz - aktuell steckt sie jedoch wegen der Corona-Krise in Florida fest.