Der Versuch, seinen sensationellen Titelgewinn aus dem Vorjahr erfolgreich zu verteidigen, endete für Rafael Nadal am «Happy Slam» auf traurige Art. Nadal hoffte, nach einer schwierigen zweiten Saisonhälfte 2022 im neuen Jahr wieder in Form zu kommen und – vor allem – gesund zu bleiben.
Den Tränen nahe
Beides klappte in Melbourne nicht. Nadal spielte nicht gut – weder im Startspiel gegen Jack Draper noch in der 2. Runde gegen McDonald bis zur Verletzung. Nach dem Verlust des zweiten Satzes sass Nadal apathisch in seinem Stuhl. Ehefrau Xisca hatte Tränen in den Augen. Das enttäuschende Ende war absehbar.
Natürlich gab Nadal nicht auf. Das tut er nie. Aber läuferisch war Nadal nicht mehr auf der Höhe; er versuchte bloss noch, die Ballwechsel kurz zu halten. Nach 2:32 Stunden beendete McDonald die Partie mit dem ersten Matchball.
Zu seinen besten Momenten in der Partie war Nadal gekommen, kurz bevor er sich verletzte. Er machte im zweiten Satz aus einem 0:2 ein 3:2 und näherte sich bei 0:30 einem weiteren Breakball an. Aber der 27-jährige McDonald, in den USA einst College-Meister und 2021 Comeback-Player der Saison der ATP, nahm das Heft sogleich wieder in die Hand.
Nadal so schlecht wie mit 17 Jahren
Am Ende feierte Mackenzie McDonald den grössten Sieg seiner Karriere. Er hatte vorher noch nie gegen einen Top-4-Spieler und schon gar nicht gegen Nadal, Djokovic oder Federer gewonnen.
Und Nadal? Tritt er in einem Jahr nochmals in Australien an? Der 36-jährige Matador aus Manacor verlor sieben seiner letzten neun Einzel. Eine derart magere Ausbeute im Einzel passierte ihm letztmals mit 17 Ende 2003/Anfang 2004. Selbst wenn sich die Verletzung nicht als schlimm erweisen sollte: Nadal braucht dringend Siege, um wieder Fahrt aufzunehmen.