Man weiss ja nicht, wie lange Roger Federer der Tenniswelt noch erhalten bleibt. 38-jährig ist der 20-fache Grand-Slam-Sieger inzwischen, und auch wenn gerade nichts auf einen baldigen Rückzug hindeutet, hängt die Frage in der Luft: Wie lange macht er es noch?
In Basel stellten sich einige diese Frage zuletzt noch etwas intensiver, weil Federers derzeitiger Kontrakt mit den Swiss Indoors ausläuft. Dass die so erfolgreiche Symbiose durchaus kompliziert sein kann, ist seit den letzten Verhandlungen bekannt. 2013, als letztmals verhandelt wurde, liefen die Dinge aus dem Ruder. Man fand keine Einigung, es kam zum Zerwürfnis zwischen dem Turnierdirektor Roger Brennwald und dem designierten Aushängeschild Federer. Schliesslich trat Federer in jenem Jahr in Basel ohne Vertrag an und das Turnier durfte nicht mit Federer werben. Beide Seiten gingen als Verlierer aus aus der Geschichte.
Diesmal haben sich die Parteien gefunden, ohne dass unschöne Details an die Öffentlichkeit gelangten. Am Tag vor seinem Eröffnungsspiel am Montagabend bestätigte Federer gegenüber den Medien in der St. Jakobshalle, dass man sich in den letzten Tagen geeinigt hat: «Ich spiele hier, solange ich aktiv bin. Meine Gage geht vollumfänglich in meine Stiftung.»
Am liebsten alles
Dass die neue Vereinbarung unbefristet ist, entspricht der Logik. Seit längerem vertritt Federer glaubhaft den Standpunkt, dass er sich keinen Zeitpunkt für den Rücktritt festgelegt hat, dass sein Körper bestimmt, wann es vorbei ist. Rücktrittsgedanken habe er vor drei Jahren gehabt, als ihn Rückenprobleme plagten und er von einer Knie-Operation zurückkam. Jetzt sei er voll im Sog des Spielens. Seine Pläne für das kommende Jahr unterstreichen, dass er bei allen wichtigen Turnieren dabei sein will.
Häppchenweise verriet Federer zuletzt, dass er in Tokio an den Olympischen Spielen teilnehmen wird und dass er das French Open erneut eingeplant hat. Er hat in den nächsten Monaten also die vier Grand-Slam-Turniere und die Olympischen Spiele in seinem Kalender, dazu den ATP-Cup in Sydney im Frühjahr, den Laver Cup im September, die üblichen Turniere von den Grand Slams und eine Reihe von Schaukämpfen. «Dieses Jahr hat mir gezeigt, dass die Auftritte auf Sand meine Leistung auf Rasen nicht negativ beeinflussen», betonte er am Sonntag. Vollgas statt Rückzug also, wobei Federer das nicht als Abschiedstournee interpretiert haben will.
Dass seine grössten Herausforderer wie nun in Basel zusehends junge Spieler wie Alexander Zverev und Stefanos Tsitsipas sind, überrascht ihn nicht. «Die Jungen stehen an der Schwelle, und die Erfolge von Daniil Medwedew können auch bei Zverev, Shapovalov, Rublew, Chatschanow und Co. etwas auslösen», glaubt Federer. Und fügt an. «2020 wird interessant. Stoff für gute Geschichten ist vorhanden.»
Mit Vorsicht ins Heimturnier
In Basel greift Federer ab Montag nach dem zehnten Titel. «Sehr speziell» findet er das selbst. «Du denkst eigentlich, dass so etwas niemals möglich ist. Ich war schon schwer beeindruckt, als Jewgeni Kafelnikow damals in Moskau fünfmal gewonnen hat.» Obwohl er an seinem Heimturnier seit der Finalniederlage gegen Juan Martin Del Potro 2013 ungeschlagen ist, startet er ohne grosse Erwartungen: «Ich bin immer vorsichtig, vor allem auf Indoor-Belägen. Da kann es sehr schnell gehen.» Er sagte aber auch: «Die Saison verläuft bislang sehr solid. Ich komme mit viel Selbstvertrauen und fühle mich auch gut, nachdem ich vor zwei Tagen noch etwas eingerostet gewesen bin.»