Stan Wawrinka steht erstmals seit acht Jahren wieder in der 3. Runde von Wimbledon, dem einzigen Grand-Slam-Turnier, das er noch nie gewonnen hat. 2015 unterlag er in einem epischen Viertelfinal Richard Gasquet 9:11 im fünften Satz. Im Halbfinal wäre er danach auf Novak Djokovic getroffen, der am Ende im Final gegen Roger Federer seinen dritten von nun bereits sieben Wimbledon-Titeln holte.
Nun kann er am späten Freitagnachmittag auf dem Centre Court Verpasstes nachholen. Nicht den fehlenden Titel, aber die erste Partie auf dem heiligen Rasen gegen Djokovic. «Das hat mir in meiner Karriere noch gefehlt», erklärt ein zufriedener Wawrinka nach seinem hart erkämpften Sieg gegen den als Nummer 29 gesetzten Argentinier Tomas Martin Etcheverry. «Es ist eine Ehre, gegen Djokovic zu spielen.»
Wawrinka kostete Djokovic zwei grosse Titel
Nicht, dass er dies noch selten - oder nicht erfolgreich - getan hätte. 26 Mal haben die beiden gegeneinander gespielt, immerhin sechsmal hat Wawrinka gewonnen, davon vier Mal bei Major-Turnieren. «Er hat mir zwei Grand-Slam-Titel weg genommen», fällt Djokovic mit der Aussicht auf das Duell mit dem zwei Jahre älteren Romand als Erstes ein. «Nach diesen schwierigen Knieoperationen und mit fast 40 Jahren kämpft er immer noch weiter und kreiert neue Geschichten, das können nicht viele von sich sagen.»
Die Bewunderung ist verständlich. Wawrinka bezwang Djokovic in den Finals des French Open 2015 und des US Open 2016, dazu im Viertelfinal des Australian Open 2014 und im Achtelfinal des US Open 2019. Fehlt also nur noch Wimbledon. «Null Chance», sagt der Lausanner lachend. Er weiss, dass er nicht mehr über das Leistungsvermögen von vor ein paar Jahren verfügt. Mit soliden Auftritten gewann er in London erstmals seit Paris 2020 wieder einmal zwei Runden bei einem Major-Turnier.
Die Suche nach Djokovics Schwäche
«Ich bin sehr zufrieden wie es bis jetzt läuft», betont Wawrinka. Aber: «Haben Sie ihn spielen sehen», fragt er lachend. «Geben Sie mir nur eine Schwäche.» Er hoffe, er könne zumindest einen «Kampf liefern und das Spiel interessant machen.» Er müsste sein bestes Spiel der Vergangenheit abliefern. «Und das habe ich schon lange nicht mehr geschafft.»
So sieht sich Wawrinka gegen Djokovic als klarer Aussenseiter - wie dies vor allem auf Rasen derzeit jeder andere auch wäre. Der Serbe hat in Wimbledon seit sechs Jahren nicht mehr verloren, auf dem Centre Court sogar seit dem Final 2013 gegen Andy Murray nicht mehr. Mit einem Anflug von Galgenhumor sagt der Schweizer deshalb: «Am Freitag spiele ich gegen Djokovic, danach werde ich es geniessen, den Rest des Turniers zu verfolgen.»
Einen klitzekleinen Vorteil sieht er dann doch noch. «Wenn ich wirklich gut spiele und das Resultat knapp halten kann, wird sicher auch Djokovic durch den Kopf gehen, dass er doch schon ein paar grosse Matches gegen mich verloren hat.» Auch das können wahrlich nicht viele von sich sagen.
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