Eine erste Enttäuschung musste Dominic Thiem in London bereits einstecken. Selbstverschuldet, wie er zugibt. Der grosse Chelsea-Fan verpasste die spektakuläre Champions-League-Partie an der Stamford Bridge gegen Ajax Amsterdam (4:4) - im Gegensatz zum Deutschen Alexander Zverev. «Das war so dumm», ärgerte sich Thiem, der erst am Mittwoch in London ankam. «Ein Aussetzer bei der Planung. Mit mir hätten sie vielleicht gewonnen.»
Als Trost will der Österreicher nun am Sonntag (21.00 Uhr) Roger Federer bezwingen. Es wäre bereits das dritte Mal in diesem Jahr nach Indian Wells und Madrid. In der spanischen Hauptstadt wehrte Thiem zwei Matchbälle des Schweizers ab. Auch die Gesamtbilanz ist mit 2:4 aus Federers Sicht negativ.
Kein Wunder verrät Thiem in London, dass er «sehr gerne» gegen den 38-jährigen Basler spiele. Es sei bei den beiden Siegen dieses Jahr, die beide sehr knapp waren, «auch etwas Glück» dabei gewesen. Nichts mit Glück zu tun haben aber die Fortschritte des einstigen Sandspezialisten auf Hartplatz, vor allem auch seit dem Wechsel von seinem Langzeit-Coach Günter Bresnik zum Chilenen Nicolas Massu.
Thiem warnt vor dem ersten Gruppenspiel am Sonntag dennoch. «In Indian Wells und auf Sand ist es besser für mich, weil diese Beläge den Spin besser annehmen. In der Halle ist es das weniger der Fall, weil der Boden schneller ist.» Wie Federer bezeichnet auch Thiem die Bedingungen in der O2 Arena als ziemlich schnell.
In drei Anläufen ist der 26-jährige Niederösterreicher an den ATP Finals noch nie über die Gruppenspiele hinaus gekommen. Mit Federer und Novak Djokovic in der Gruppe wird dies auch in diesem Jahr nicht einfach. Thiem glaubt aber an seine Chance. «Ich konnte mein Spiel gut weiterentwickeln und glaube daran, dass ich ihm (Federer) auch hier weh tun kann.»
Der Österreicher hat gute Chancen, zum zweiten Mal in seiner Karriere ein Jahr in den Top 5 abzuschliessen. Grösste Highlights waren für ihn aber nicht die Turniere, die ihm am meisten Punkte einbrachten (Sieg in Indian Wells, Final am French Open), sondern die ersten zwei Heimsiege im Sommer in Kitzbühel auf Sand und im Herbst in Wien in der Halle. «Das waren wahnsinnig emotionale Momente», stellte er fest. Der erste 1000er-Titel in Indian Wells habe ihm aber schon auch viel bedeutet. «Wenn nun noch ein Grand-Slam-Titel dazu kommt, ists dann auch gut», fügte er schmunzelnd hinzu. Vorerst möchte er aber seine schöne Serie gegen Roger Federer fortführen.