Natalie Maag konnte ihr Glück kaum fassen. Als die nach dem ersten Durchgang führende Lettin Kendija Aparjode hinter sie zurückfiel und ihr Podestplatz feststand, sprang sie mit einem Jubelschrei in die Luft. Zuvor hatte zwar Martina Kocher in der Jahren 2016 und 2017 drei WM-Medaillen geholt, im Weltcup standen für die Bernerin jedoch zwei 4. Plätze als Bestresultat zu Buche.
Mit der Medaille um den Hals strahlte Maag über beide Ohren. Die 23-jährige Zürcher Oberländerin hatte im ersten Durchgang von der relativ tiefen Startnummer profitiert und die drittbeste Zeit aufgestellt, während die Favoritinnen im stärker werdenden Schneefall praktisch chancenlos blieben. «Der zweite Lauf war dann nicht mehr so sauber, während der Fahrt habe ich gedacht: Das reicht nicht», sagte Maag. Ihre Fahrt war aber besser als sie glaubte. Mit der viertbesten Laufzeit verteidigte sie den Podestrang und lag nur 27 Tausendstel hinter der deutschen Weltmeisterin Julia Taubitz, die sich vom 9. auf den 2. Platz verbesserte. Die Lettin Elina Ieva Vitola feierte ihren ersten Weltcupsieg mit deutlichem Vorsprung.
Maag hatte im letzten Winter mit den Plätzen 6 und zweimal 7 (Sprint) den Sprung in die Weltspitze geschafft. In dieser Saison blieb aber der 8. Rang die einzige Top-Ten-Klassierung. Nun konnte die gelernte Kauffrau zufrieden einen gelungenen Abschluss der Saison konstatieren.
Bei der Medaillenübergabe war neben dem Podium ein Foto von Sepp Benz aufgestellt worden. Der langjährige Bob-Anschieber, Olympiasieger und mehrfache Weltmeister mit Erich Schärer war am Freitag im Alter von 76 Jahren gestorben. Maag zollte ihm Tribut, denn nach seiner Karriere spielte Benz eine wichtige Rolle bei der Förderung des Schlittelsports in der Schweiz und international. «Ohne ihn wäre ich nicht hier», betonte Maag mit Tränen in den Augen.