Beat Feuz als Dritter und Niels Hintermann als Sechster komplettierten das exzellente Schweizer Ergebnis.
Bloss acht Hundertstel fehlten dem mit Startnummer 25 vorgepreschten Kryenbühl zum Sieg. Bei der letzten Zwischenzeit lag er noch zwölf Hundertstel vor Paris. Grund sich zu ärgern hatte der B-Kader-Athlet von Swiss-Ski gleichwohl keinen. Nach einem starken Training am Donnerstag (9. Platz) und dem 13. Platz in der verkürzten Abfahrt vom Freitag pulverisierte er sein bisheriges Bestergebnis vom Vortag um Längen. Nie hatte es Kryenbühl zuvor seit seinem Debüt vor exakt fünf Jahren in Santa Caterina in einem Weltcuprennen in die Top 10 geschafft.
Ein schönes und ungewohntes Gefühl sei es, in der Leaderbox der ersten drei zu sitzen, sagte Kryenbühl im SRF-Interview im Zielraum. Ganz realisiert hatte er seinen Erfolg auf Anhieb nicht: «Als ich die 2 auf der Tafel sah, suchte ich zuerst Blickkontakt zu meiner Familie. Dann dachte ich: Jetzt muss ich wohl jubeln.» Er habe gewusst, dass er schnell unterwegs sei. «Aber so schnell? Nein.»
Mit seinem Coup wendete Kryenbühl in Bormio den Status quo ab. Mit Paris, Feuz, Aleksander Kilde und Matthias Mayer lagen bis zu seiner Fahrt die gleichen vier Fahrer vorne wie tags zuvor, mit dem einzigen Unterschied, dass Kilde und Mayer die Plätze tauschten. Kryenbühl sprengte diese Konstellation, verhinderte aber nicht den bereits sechsten Triumph von Paris auf der Stelvio von Bormio und dessen vierten in Folge in seinem Territorium.
Indem sich Kryenbühl zwischen Paris und Feuz schob, sorgte der Überraschungsmann aus Unteriberg zugleich für einen Leaderwechsel in der Disziplinenwertung. Paris liegt nun knapp vor Feuz, der wie in der Vorsaison bislang der Konstantere der beiden war, aber weniger oft gewann (1:2). In den Abfahrten dieser Saison resultierten für den Schweizer die Ränge 3, 1, 2 und 3. Paris seinerseits übernahm mit seinem 14. Abfahrtssieg zugleich die Führung im Gesamtweltcup.
Zum Jahresabschluss steht am Sonntag in Bormio eine Kombination auf dem Programm.