Griechenland, Grossbritannien, Portugal, Irland, Norwegen – und eben die Schweiz mit Nemo. Laut der norwegischen Zeitung VG zogen die Acts all dieser Länder in Betracht, nicht beim ESC-Final aufzutreten.
Der norwegische Gitarrist Magnus Børmark, der mit seiner Band Gåte am ESC teilgenommen hatte, schildert nun seine Perspektive gegenüber der Zeitung. Bei den Boykottüberlegungen spielte ihm zufolge Israels Teilnahme mit Sängerin Eden Golan eine entscheidende Rolle. Børmark sagte gegenüber VG:
Der Gitarrist gab auch an, dass er aufgrund einer Dringlichkeitssitzung mit der Europäischen Rundfunkunion (EBU), der Organisatorin des ESC, nicht an der Flaggenparade teilnehmen konnte. Auch Nemo war dieser ferngeblieben. Ebenso die griechische Sängerin Marina Satti und die irische Vertreterin Bambie Thug. Die offizielle Begründung im Falle Nemos lautete allerdings, Nemo sei «emotional erschöpft» gewesen und habe deshalb nicht teilgenommen.
Der Blick hat SRF mit der Geschichte des norwegischen Gitarristen konfrontiert. Delegationsleiter Yves Schifferle bestätigte, dass «einige Acts das Gespräch mit der EBU bezüglich gewisser Umgangsformen im Backstage-Bereich gesucht haben». Laut der norwegischen Zeitung hat auch die Schweiz dazugehört.
Ebenso hiess es im Bericht, dass die besagten Nationen erst 25 Minuten vor Beginn des Finales eingewilligt hatten, an diesem teilzunehmen. Schifferle entgegnet diesbezüglich hingegen deutlich:
Das Management von Nemo nahm auf eine Anfrage des Blicks keine Stellung zum Thema. Nemo selbst hält sich zurzeit bedeckt. Gegenüber dem deutschen Spiegel erklärte Nemo, sich derzeit nicht zum Thema äussern zu wollen.
Eine Meinung zum Krieg zwischen Israel und der Hamas hat Nemo jedoch durchaus. In einem gemeinsamen Statement mit anderen ESC-Teilnehmenden im Vorfeld des Wettbewerbs sprach Nemo sich für eine Waffenruhe in Nahost aus.
ESC mit lauten Nebengeräuschen
Beim ESC kam es zu grossen Kontroversen, insbesondere rund um die israelische Teilnahme. Künstlerin Eden Golan wurde von Teilen des Publikums ausgebuht, dazu gab es pro-palästinensische (oder anti-israelische, je nach Perspektive) Proteste vor dem ESC-Gelände.
Auch das Verhalten anderer Teilnehmer sorgte für Aufsehen. So wurde der niederländische Künstler Joost Klein vom Final ausgeschlossen, ebenfalls wegen Vorfällen im Backstage-Bereich. Diese sollen allerdings nach offiziellen Angaben nicht in Verbindung mit der israelischen Delegation gestanden haben.
Das im Gegensatz zu Kleins Verhalten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Finalisten nach dem ersten Halbfinal: Dort zog er sich demonstrativ seine Flagge über den Kopf, als Eden Golan interviewt wurde und gab abschätzige Zwischenrufe und -kommentare ab.