Spätestens wenn Netflix gleich mehrere Filme eines bestimmten Genres gross raus bringt, ist klar, dass diese Art Film wieder in ist. Aktuell sieht man das beim Western. Nachdem Quentin Tarantino – der Mainstream-King des Cool – mit «Django Unchained» (2012) und «The Hateful Eight» (2015) schon mal den Grundstein gelegt hatte, kommt dieses Jahr Netflix mit «The Harder They Fall» mit Idris Elba oder «The Power of the Dog» mit Benedict Cumberbatch. Und sogar Clint Eastwood kehrt für «Cry Macho» wieder in den Sattel zurück.
Ja, Western sind wieder cool. Gerade in diesem Genre lohnt es sich, einen Blick auf frühere Meisterwerke zu werfen, immerhin werden hier gerne ganz viele Anspielungen gemacht. Deshalb haben wir dir 10 Klassiker unter den Wild-West-Filmen rausgesucht, die du dir anschauen solltest. Und am Schluss der Liste gibt es noch einen kleinen Bonus mit weiteren Western-Filmen und -Serien, die empfehlenswert sind.
1. Die Dollar-Trilogie
Ok, hier wenden wir gleich schon einen kleinen Trick an und empfehlen gleich drei Filme. Aber sie gehören eben auch zusammen: «Für eine Handvoll Dollar» («Per un pugno di dollari», 1964), «Für ein paar Dollar mehr» («Per qualche dollaro di più», 1965) und «Zwei glorreiche Halunken» («Il buono, il brutto, il cattivo», 1966). Die Filme machten Clint Eastwood zum Star und Sergio Leone zum Inbegriff des Italo-Western-Regisseurs. Natürlich ist auch der Soundtrack von Ennio Morricone absolut Kult.
Wunderbar an diesen Filmen ist, dass es nicht mehr einfach Gut und Böse gibt. Der Wilde Westen von Sergio Leone ist dreckig. Die Männer sind nicht immer glattrasiert. Es gibt keine Ehre, es geht ums Überleben.
2. «Erbarmungslos» («Unforgiven», 1992)
Ein neuerer Western. Aber erneut mit Clint Eastwood. Er hat den Film produziert, Regie geführt und auch gleich die Hauptrolle übernommen. Völlig zu recht wurde «Erbarmungslos» mit vier Oscars ausgezeichnet.
Ein unglaublich brutaler Western, der den Mythos des Revolverhelden entlarvt. Eastwood als Schweinefarmer und ehemaliger Killer nimmt nochmals einen Job an, dabei kann er kaum mehr auf ein Pferd steigen. Der Film nimmt das Genre komplett auseinander und beschönigt nichts.
3. «Der Besessene» («One-Eyed Jacks», 1961)
Der Film ist die einzige Regiearbeit Marlon Brandos. Eigentlich hätte es ja gar nicht dazu kommen sollen, Stanley Kubrick sollte Regie führen. Aber nach einem Streit mit Brando übernahm dieser.
Brando erzählt in so ziemlich den schönsten Bildern, die je in einem Western zu sehen waren, eine Variante der «Billy the Kid»-Geschichte. Nach einem Banküberfall lässt ein Bandit seinen Partner im Stich, nach fünf Jahren Knast schwört dieser Rache. Doch der abtrünnige frühere Partner ist unterdessen Sheriff – und so wird das nicht so ganz einfach. Der Film dauert im Original über vier Stunden.
4. «Rio Bravo», 1959
Kaum ein Regisseur drehte so schöne Western wie Howard Hawks. Und «Rio Bravo» ist sein Meisterstück. John Wayne muss als Sheriff eine ganze Bande abwehren. Unterstützung erhält er von einem Alkoholiker, einem jungen Revolverhelden und einem gebrechlichen alten Mann.
Das Schöne am Film ist die Chemie zwischen John Wayne, Dean Martin und Walter Brennan. Als Bonus gibt es sogar eine Gesangseinlage von Dean «Dino» Martin.
5. «Gott vergibt... Django nie!» («Dio perdona... io no!», 1967)
Auch hier handelt es sich eigentlich um eine Trilogie, die weiteren Filme «Vier für ein Ave Maria» («I quattro dell' Ave Maria», 1968) und «Hügel der blutigen Stiefel» («La collina degli stivali», 1969) sind ebenfalls empfehlenswert, kommen aber nicht an den ersten Teil ran.
Bei «Gott vergibt... Django nie!» spielen erstmals Bud Spencer und Terence Hill gemeinsam in den Hauptrollen. Im Gegensatz zu den späteren Filmen ist dieser keine Komödie. Es gibt brutale Duelle, Explosionen, Täuschungen und viel Rache. Leider wurde in der Schweiz und in Deutschland häufig die sogenannte «Comedy-Fassung» von 1981 gezeigt. Hier wurden die Dialoge nachträglich in der deutschen Version lustig gemacht – und der Film ist fast eine halbe Stunde gekürzt. Unbedingt das Original schauen!
6. «Auf eigene Faust» («Ride Lonesome», 1959)
Ein Western, der fast kein Western mehr ist. Er hat die Grundvoraussetzungen: Jahre nachdem seine Frau ermordet worden ist, will Ben Brigade (Randolph Scott) Rache. Er nimmt den gesuchten Bruder des Mörders gefangen und nutzt ihn als Köder. Auf dem Weg zur Übergabe schliessen sich dem Trupp zwei Banditen und eine Frau an. Vor dem Ziel kommt es zum Showdown.
Grosse Action gibt es in diesem Film nicht. Die Spannung wird angedeutet, die Landschaft wird zu einem weiteren Protagonisten der Handlung. In der unendlichen Weite kommt es zu spannenden Gesprächen, in denen das Misstrauen gegeneinander in jedem Wort zum Vorschein kommt.
7. «Django», 1966
Das Original. Wegen des Erfolgs des Films von Sergio Corbucci mit Franco Nero als «Django» wurde später der Name gefühlt in jeden zweiten Titel eines Italo-Westerns gepackt. Auch wenn diese Filme natürlich nichts mehr damit zu tun hatten – wie zum Beispiel bei unserem fünften Filmtipp «Gott vergibt... Django nie!».
Der Film lohnt sich nur schon wegen der Eröffnungssequenz. Django zieht einen Sarg hinter sich her (die Musik hat natürlich Quentin Tarantino für seine «Django»-Version gleich auch geliehen), er ist zerlumpt – und im Sarg liegt keine Leiche. Mehr verraten wir hier nicht.
8. «Zwölf Uhr mittags» («High Noon», 1952)
Nicht umsonst gehört der Film für viele Kritiker zu den besten Filmen der Geschichte. Besonders ist, dass die Handlung mehr oder weniger in Echtzeit gezeigt wird. Der Sheriff einer Kleinstadt will an seinem letzten Arbeitstag mit seiner Braut abhauen. Doch offenbar kommt ein gesuchter Mörder mit seiner Bande in den Ort. Natürlich will niemand aus der Stadt dem Sheriff helfen und es kommt zum Klassiker des Western: Ein Mann gegen alle Bösen.
9. «Spiel mir das Lied vom Tod» («C'era una volta il West», 1968)
Henry Fonda als eiskalter Killer, Charles Bronson als mysteriöser Mundharmonikaspieler: Regisseur Sergio Leone bringt in seinem Klassiker gleich mal die ganze Geschichte des Wilden Westen in einem Film unter. Von der Eroberung des Landes durch die Eisenbahn und den Fortschritt.
Sergio Leone zelebriert im Film den Abgesang auf den klassischen Wilden Westen, die ehrenvollen Sheriffs gibt es nicht mehr, es gibt nur noch Lug und Betrug. Der Film wurde natürlich auch zum unglaublichen Erfolg dank des Soundtracks von Ennio Morricone.
10. «Mein Name ist Nobody» («Il mio nome è Nessuno», 1973)
Und gleich nochmals Terence Hill, Henry Fonda, Ennio Morricone und Sergio Leone. Auch wenn offiziell Tonino Valerii Regie geführt hat, sieht man eindeutig die Handschrift Leones.
Im Film trifft der klassische US-Western in Form von Henry Fonda auf den Spaghetti-Western mit Terence Hill. Nobody (Hill) will dem alternden Westernhelden Jack Beauregard (Fonda) einen würdigen Abgang in den Ruhestand in Europa verschaffen. Er lässt ihn gegen die «Wilde Horde» – 150 Banditen – antreten. Damit sich Beauregard im Ruhestand nicht vor einer Rache fürchten muss, inszeniert Nobody anschliessend ein Duell.
Leone lässt wunderbar die «alte Western-Garde» um Henry Fonda filmisch die Fackel (oder hier den Revolver) an die «jungen Wilden» um Terence Hill übergeben.
Diese Filme haben es knapp nicht in die Liste geschafft
Hast du nach all diesen Tipps noch Lust auf weitere Western-Leckerbissen? Dann empfehlen wir dir diese Filme, die es nicht ganz auf die Liste schafften: «Vera Cruz» (1954), «Ritt zum Ox-Bow» («The Ox-Bow Incident», 1943), «Zwei Banditen» («Butch Cassidy and the Sundance Kid», 1969), «Die glorreichen Sieben» («The Magnificent Seven», 1960), «The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz» («The Wild Bunch», 1969), «Ringo» («Stagecoach», 1939), «Der Mörder des Klans» («Shoot the Living and Pray for the Dead», 1971) und «Tombstone» (1993).
Falls du lieber Serien schaust, können wir dir «Godless» und die Neo-Western-Serie «Justified» empfehlen.
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