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Französische Ikone Françoise Hardy im Alter von 80 Jahren gestorben

Popstar

Françoise Hardy ist tot: Vom Yé-Yé-Girl zur internationalen Ikone

· Online seit 12.06.2024, 08:38 Uhr
Françoise Hardy war einer der erfolgreichsten und beliebtesten Popstars Frankreichs. Nun ist sie im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit gestorben.
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«Maman est partie», so schreibt es Thomas Dutronc, der Sohn von François Hardy auf Instagram. Was für den Musiker in erster Linie die Mutter war, war für eine riesige internationale Fangemeinde ein Superstar.

Hardy war schon länger krank, 2004 wurde bei ihr Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert, seither unterzog sie sich mehreren Behandlungen. 2015 wurde sie sogar kurzzeitig in ein künstliches Koma versetzt. Im Jahr 2021 machte sie sich für Sterbehilfe star und bezeichnete Frankreich als «unmenschlich», weil dies dort verboten ist.

Françoise Hardy kam 1944 im von den Nazis besetzten Paris zur Welt. Mit 16 Jahren bekam sie eine Gitarre geschenkt und schrieb Songs, bereits 1961 hatte sie einen Plattenvertrag.

Nicht das typische Yé-Yé-Girl

Zu jener Zeit kam der Yé-Yé-Stil in Frankreich auf, eine Adaption des Rock'n'Roll, in dem die Bands halt hauptsächlich das Wort «Yeah» schrien. Die französische Variante zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass hübsche junge Sängerinnen zu amerikanisch inspirierter Musik über ihre Teenager-Sorgen sangen.

Hardy war der Inbegriff des Yé-Yé-Mädchens. Ihr erster Hit war «Tous les Garçons et les Filles», er passte perfekt in jene Zeit und in jenen Stil. Doch der Eindruck täuschte. Hardy war viel mehr.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Yé-Yé-Girls schrieb sie ihre eigene Musik. Auf ihrem Debütalbum waren zehn von zwölf Titel von ihr. Und sie schrieb melancholische Songs, nicht die lockere Unbekümmertheit des Yé-Yé. 1963 trat Hardy für Monaco beim Eurovision Song Contest auf und wurde Fünfte.

Auch wenn sie nicht gewann, europäisch war sie spätestens danach eine grosse Nummer. Sie nahm einen Teil ihrer Lieder erneut auf Englisch oder Deutsch auf, trat in Fernsehshows auf.

Einfluss abseits der Musik

Abseits der Musik beeinflusste Hardy mit ihrem Stil Designer wie Yves Saint Laurent und Paco Rabanne, sie stand für Fotografen wie Richard Avedon, David Bailey und William Klein vor der Kamera, die Designerin Rei Kawakubo benannte ihr Label «Comme des Garçon» nach ihrem grössten Hit. Hardy spielte in Filmen von Jean-Luc Godard, Roger Vadim, John Frankenheimer und weiteren mit.

1971 nahm sie das vielgelobte Album «La Question» (ihre früheren Alben hiessen komischerweise fast alle einfach «Françoise Hardy», offiziell auch dieses) mit dem brasilianischen Musiker Tuca auf. Danach flaute ihr Ruhm ab, ihr Vertrag wurde nicht verlängert.

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Die Stars lagen ihr zu Füssen

Später erklärte Hardy, dass sie ihre frühen Werke hasse: «Ich hatte schlechte Musiker, einen schlechten Produzenten... Ich fand diese Aufnahmen schrecklich.» Sie ging nach London und erkämpfte sich die Kontrolle über ihre Aufnahmen. In den berühmten Marble Arch Studios umgab sie sich mit den besten Musikern, unter anderem auch der spätere Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page.

Wie begehrt damals Hardy war, lässt sich auch an den Liebesbekundungen der grössten internationalen Stars ablesen. David Bowie sagte über sie: «Ich war leidenschaftlich in sie verliebt. Jeder Mann auf der Welt und eine Reihe von Frauen waren es auch.» Bob Dylan schrieb Gedichte über sie, der Klappentext seines 1964 erschienenen Albums «Another Side of Bob Dylan» beginnt mit: «Für Françoise Hardy, am Ufer der Seine, sucht ein riesiger Schatten von Notre Dame meinen Fuss zu fassen...» Mick Jagger bezeichnete Hardy als «ideale Frau».

Die ewige Traurigkeit

Doch genau hier liegt auch ein bisschen das Problem Françoise Hardys. Sie wurde zu oft auf ihr Äusseres reduziert, ihre Musik trat in den Hintergrund.

Hardy erlebte viele Schicksalsschläge, ihre lockere und leichte Musik täuschte über die melancholischen Texte hinweg. Sie nahm das vielleicht schönste und erotischste Lied auf, das je über Suizid geschrieben worden ist («Mer»). Die Tristesse sickerte bei all ihren Songs durch. Ein Thema, das sich bis an ihr Lebensende hielt.

Françoise Hardy wurde 80 Jahre alt.

veröffentlicht: 12. Juni 2024 08:38
aktualisiert: 12. Juni 2024 08:38
Quelle: FM1Today

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