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Frühzeitiges Ende für die «Brennerei»

Frühzeitiges Ende für die «Brennerei»

04.05.2018, 06:11 Uhr
· Online seit 03.05.2018, 16:07 Uhr
Die Ära der «Brennerei» in Mels wäre Ende Mai zu Ende gewesen. Doch sie endet noch früher als erwartet. Denn der Besitzer Willy Meier möchte die Liegenschaft noch auffrischen, bevor Anfang Juni bereits der neue Pächter kommt.
Stefanie Rohner
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Dass in der Melser «Brennerei» ab Ende Mai keine Konzerte mehr stattfinden werden, war schon seit einigen Wochen klar. Die drei Veranstalter haben ihre Partys, die früher in der «Brennerei» stattgefunden haben, bereits Ende März nach Sargans verlegt, ins «Dancing zur Zinne». «Das läuft gut, das Umfeld passt», sagt Sylvio Rodrigues, einer der Veranstalter. Die Zinne sei für Partys ideal und das Gebäude besser isoliert als die «Brennerei» in Mels.

Nun ist noch früher Schluss. Dazu gibt es einige Gründe. Zum einen war das Gebäude alt, die Isolierung schlecht. «Der Bass ging durch die Decke und auf die Gasse hinaus. Wir hatten immer wieder Probleme mit Nachbarn wegen des Lärms», sagt Rodrigues.

Sie hätten oft mit den Nachbarn und der Gemeinde gesprochen, da leise Musik für einen Clubbetrieb einfach nicht gehe. Der Club durfte nur bis ein Uhr nachts offen haben. «Das war natürlich auch nicht ideal.» Ausserdem war das Wirtenpatent von Willy Meier gefährdet.

Fehlende Kommunikation

«Wir wussten, dass das Risiko besteht, früher raus zu müssen, falls er einen Nachmieter findet. Gut für ihn, dass er einen gefunden hat. Schade für uns und unsere geplanten Events. Aber wir müssen alle nach vorne schauen», sagt Rodrigues. Die Veranstalter sind keine Unbekannten, sie helfen auch bei der Eröffnung der «Bad RagARTz», organisieren den Silvester im Grand Resort Bad Ragaz und die Tanzveranstaltung «The Big One» in Sargans.

In der «Brennerei» sollten aber noch drei Abschlusskonzerte stattfinden. «Wir wollten alles sauber zu Ende bringen, auch aus Respekt vor unseren Gästen», sagt Rodrigues.

Direkt Streit gab es nicht, einzig die fehlende Kommunikation ist ihm ein Dorn im Auge. «Wir hatten immer einen guten Kontakt, sind immer aufeinander zugegangen. Seit wir entschieden haben, Ende Mai zu schliessen, wurde die Kommunikation abgebrochen. Es war natürlich auch für Willy Meier ein Schock, die Brennerei schliessen zu müssen», sagt Rodrigues.

Endlos optimistisch

Er habe das Gefühl, dass Meier aus ihnen als Veranstalter noch Geld herausholen wolle. Anfang Juni kommt der neue Pächter, ein Italiener aus dem Toggenburg, der früher als Securitas in der «Brennerei» arbeitete. Man gehe einen Schritt weg vom Club und einen näher zum Unterhaltungslokal.

Die «Splashing Pinguins» haben selbst eine Ersatzlocation gefunden, für die Melser Band «Pykniker» und den Reggaesänger «Dodo» gibt es noch keine Lösung. «Die Zinne ist zu eng für Bands. Und es wäre ja schade, wenn Dodo nicht mit allen Musikern auf der Bühne stehen könnte», sagt Rodrigues. Er lässt sich jedoch nicht unterkriegen, er sei ein endlos optimistischer Mensch.

Deswegen geht er davon aus, für die geplanten Konzerte am 25. und 26. Mai eine passende Location zu finden. Wenn das gar nicht klappt, werden die Tickets, die bereits für das «Dodo»-Konzert verkauft wurden, rückerstattet.

«Gerade das Dodo-Konzert abzusagen, wäre sehr schade. Wir haben ihn vier Jahre lang begleitet und er hat eines seiner ersten Hippie-Bus-Konzerte in Sargans gegeben. Deswegen wäre ein Abschluss mit ihm schön», sagt Rodrigues.

Notbremse gezogen

Willy Meier, der Inhaber, nennt noch andere Gründe für die frühzeitige Schliessung. «Einerseits hatten wir Probleme mit einer Nachbarin, die zugezogen ist und immer bei der Polizei angerufen hat. Somit kamen Lärmklagen und Bussen auf mich zu. Mit den anderen Nachbarn hatten wir ein gutes Verhältnis», sagt Meier.

Er sagt, die Veranstalter hätten sich gegen den Schluss nicht mehr an die Dezibelbegrenzung gehalten, was weitere Anrufe aus der Nachbarschaft zur Folge hatte. Daraufhin wurde er von der Gemeinde verwarnt. Nach weiteren Zwischenfällen habe er die Notbremse gezogen, damit er sein Wirtepatent nicht verliert. «Ich habe immer den Kopf hingehalten und Bussen bezahlt», sagt Meier.

Zurück zur alten Tradition

Aber die Hauptschuld gibt er den Verantwortlichen der Gemeinde. Man habe ihn nicht unterstützt und der «Brennerei» mit den angepassten Öffnungszeiten geschadet. «Früher wurde hochgejubelt, was wir für die Jungen tun, heute hat eine Reklamation mehr Gewicht», sagt Meier. Er sagt, Mels sei inzwischen fast ausgestorben. «Unter der Schliessung der ‹Brennerei› leiden auch die Pubs», sagt Meier.

Dennoch: Ganz aufgeben möchte er die «Brennerei» nicht. Es wird weitergehen. Neuer Name, neues Outfit, aber auch mit Kultur, Essen und Musik. «Der neue Pächter frischt das Lokal derzeit auf, es wird heller. Er hat viele Ideen, die vielversprechend und kreativ sind», sagt Meier.

Er sagt, es gehe zurück zur alten Tradition, im Sommer gibt es draussen viele Tische, ausserdem gibt es kulinarische Angebote aus der italienischen Küche. «Das Ganze ist ein Experiment und soll auch Musikern aus der Region eine Plattform bieten», sagt Meier.

(sro)

 

veröffentlicht: 3. Mai 2018 16:07
aktualisiert: 4. Mai 2018 06:11

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